Ägypten
Reisebericht

Viele Leute wissen gar nicht, wie anstrengend der Beruf des Lehrers in Wirklichkeit ist. Die meisten halten die Lehrtätigkeit für einen gut bezahlten Halbtagsjob mit jeder Menge Ferien, übersehen dabei aber oft das grundsätzliche Problem der Situation: Pyramiden von GizehKaum sind die Pläne für Herbst- und Winterferien endlich vollständig abgeschlossen, da muss man sich auch schon wieder Gedanken über die Osterferien machen, in denen man natürlich nicht zuhause vergammeln will.
Glücklicherweise ging es meinem Freund Dirk genauso, und so schlug er vor, mal wieder einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Überraschend schnell fiel unsere Wahl diesmal auf ein Land voller alter Kultur und großartiger Geschichte. Damit meine ich übrigens nicht die USA sondern Ägypten. Natürlich suchten wir im Freundeskreis nach Mitfahrern, aber die eine Hälfte hatte keine Zeit, die andere kein Geld und die dritte weder das eine noch das andere. Ursprünglich wollten Dirk und ich uns dort - wie gewohnt - ein Mietauto nehmen, aber es kristallisierte sich heraus, dass wir aufgrund der dortigen Sicherheitsbestimmungen in bewachten Konvois fahren müssten, wenn wir nicht sowieso nur mit organisierten Reisegruppen zu den wichtigsten Attraktionen kommen würden. Deshalb buchten wir diesmal zu zweit eine organisierte Studienreise bei OFT-Reisen, einer Tochtergesellschaft von TUI, wobei wir uns für die Reise APIS einschließlich Nilkreuzfahrt und zusätzlicher Verlängerung der Reise in Kairo entschieden.
Die im Internet meist sehr gut bewerteten TUI Cruises Kreuzfahrten, die mit ihren Flotten auch das Mittelmeer unsicher machen, wurden uns vom Reisebüro auch empfohlen. Allerdings hätten diese den Fokus von den weiter oben am Nil gelegenen Highlights zu anderen antiken Stätten verschoben, weswegen wir sie nicht näher in Augenschein nahmen. Die sind ja vielleicht eine Überlegung, falls mal Sizilien, Zypern und Kreta auf dem Plan stehen.
Meine Eltern waren grundsätzlich noch nicht völlig abgeneigt mitzukommen, hatten dafür aber auch noch ein Dutzend "Abers" zu bieten, was ich (ich kenne meine Eltern schon seit meiner Geburt) als ein vorsichtiges "Vielleicht" bewertete und mir vornahm, sie zwei Wochen später erneut zu befragen. Da war die Anzahl schon deutlich gesunken und als sie zwei weitere Wochen später zur Meinungsfindung im Reisebüro gewesen waren, wusste ich, dass sie mitkommen würden. Nicht viel später wussten sie es dann auch.

Samstag 27.3.

Das Gepäck in Frankfurt aufgegeben und ein kleines Essen im Bauch standen wir 35 Minuten vor Abflug an der Kontrolle für Handgepäck. Die Beamten prüften mit deutscher Gründlichkeit, so dass wir dort 20 Minuten später immer noch standen. Als man uns schließlich durchließ, eilten wir zum Gateway, an dem wir zehn Minuten vor Abflug ankamen. Schon auf dem Weg dorthin wurden wir mit deutscher Höflichkeit und den Worten "Was fällt Ihnen eigentlich ein, so spät zu kommen?" begrüßt. Glücklicherweise bestiegen wir dann das Flugzeug und damit ägyptisches Hoheitsgebiet, wo der Umgang freundlicher war. Überflüssig zu erwähnen, dass wir dann doch noch mindestens zehn Minuten dort standen, bevor wir Richtung Startbahn rollten.
Unser Urlaub begann in Oberägypten, also unten - jedenfalls naiv geografisch gesehen, das heißt im Süden von Ägypten, genauer gesagt in Luxor. Dort wurden wir nachts vom Flughafen abgeholt und auf das 5-Sterne-Schiff Ms Carmen gebracht, was für die folgende Woche unser Domizil sein sollte. Die Zimmer waren überraschend riesig, und auch sonst machte es einen sehr guten Eindruck. Der einzige Makel war, dass fast das ganze Schiff deutsch sprach, da es an Bord nur deutsche Urlauber gab.

Sonntag, 28.3.

Der erste Tag begann ziemlich ruhig gegen acht mit dem Frühstücksbuffet und der Besichtigung des Luxortempels. Mit dem Bau des Tempels wurde ca. 1400 Jahre vor Christus begonnen, und er ist den Gottheiten Amun, Mut und ihrem Sohn Konsu geweiht. Am Eingang der Anlage standen ursprünglich zwei verschieden große Obelisken, von denen allerdings der kleinere fehlt. Luxor bei NachtEr wurde im 19. Jahrhundert von Mohammed Ali an Frankreich verschenkt. Als Gegenleistung bekam Ägypten eine tolle Uhr überreicht, die nicht mal eine Stunde lang funktioniert hat. Vor Luxor-Tempel beginnt (bzw. endet) eine 3 km lange Sphingen-Allee (Pl. von Sphinx), die ursprünglich nach Karnak-Tempel führte, nun aber durch die Stadt Luxor unterbrochen wird.
Im Tempel bewies mein Fotoapparat sein Talent für gutes Timing und machte nach dem Zurückspulen des ersten Filmes batterietechnisch schlapp, hatte also nicht mehr genug Spannung zur Verfügung, um den neuen Film einzulegen. Nach einer halben Stunde Erholungszeit für die Batterien nahm er den Film dann doch an und ließ mich bis zu drei Bilder am Stück machen, wonach er allerdings dann wieder zwei, drei Minuten Entspannung brauchte. Unser Reiseleiter Shahir, der uns während der Kreuzfahrt auf dem Nil betreute, führte die aus 13 Leuten bestehende Reisegruppe durch den Tempel und ließ uns hinterher kurz Zeit uns umzusehen und zu fotografieren, bevor es zurück zum Schiff ging. Dort bekam ich glücklicherweise auch Batterien für meine Kamera, die dort nur ungefähr ein Drittel des deutschen Preises kosteten. Das Schiff fuhr stromaufwärts bis vor eine Schleuse, vor der wir ankerten. Böse Gerüchte sprachen von bis zu drei Stunden Wartezeit, tatsächlich ankerten wir dort ab dem frühen Nachmittag rund zwölf Stunden lang. Die dahinter liegende Drehbrücke hielt uns dann den Rest der Nacht auf.
So hatten wir uns den Urlaub nicht vorgestellt, da wir doch eigentlich möglichst viel Zeit bei den Sehenswürdigkeiten verbringen wollten, und das Schiff am Besten nachts fahren sollte. Ich klagte Shahir unser Leid und war ab dem Zeitpunkt - trotz allgemeinen Konsenses über meine Aussagen - der Buhmann. Dafür genoss ich aber auch das Privileg, dass Shahir, der sich nun bemühte, uns überall möglichst viel Zeit zur Verfügung zu stellen, mich bei jeder Terminverabredung fragte, ob sie in Ordnung sei.

Montag, 29.3.

Nach dem Frühstück (wir standen immer noch vor der Drehbrücke) fuhren wir mit Pferdekutschen zum Tempel in Esna, wo wir diesmal - ich verhandelte die Zeit des Treffpunktes noch nach hinten - auch genügend Zeit zur Verfügung bekamen. Mir hätten sogar zehn Minuten weniger gereicht, aber natürlich durfte ich nicht früher am verabredeten Ort sein, um meine Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren. Nur ein kleiner Teil Tempel von Edfudes Tempels von Esna ist noch erhalten und liegt mehrere Meter unter Straßenniveau. Ein Großteil der ursprünglichen Tempelanlage liegt noch unter den Mauern von Esna begraben und wird wohl die nächsten paar hundert Jahre auch nicht freigelegt werden. Da der Tempel mitten in der Stadt liegt, kamen wir in den Genuss eines sehr ärmlichen Basars. Dort gewannen wir auch die Erkenntnis, dass wir dringend kleines einheimisches Geld brauchten, um sinnvoll "Bakschisch" verteilen zu können. Bakschisch bedeutet Trinkgeld und wird in Ägypten für so ziemlich alles erwartet, sei es das Fotografieren von Personen, das Tragen von Koffern, das Benutzen einer Toilette…
Mit dem Schiff ging es dann weiter nach Edfu, wo der Horus-Tempel auf dem Programm stand. Der Tempel ist dem Gott Horus geweiht und war bis vor ca.150 Jahren noch komplett mit Sand bedeckt. Daher ist er einer der am besten erhaltensten Tempel ganz Ägyptens.
Abends strandeten wir direkt vor dem Doppeltempel von Kom Ombo, so dass wir gut aussteigen und noch ein paar nette Nachtfotos der beleuchteten Sehenswürdigkeit machen konnten.

Dienstag, 30.3.

Als erstes ging es in den Doppeltempel von Kom Ombo. Doppeltempel deshalb, weil die Leute sich nicht entscheiden konnten, ob sie den gefürchteten Krokodilgott Sobek oder den falkenköpfigen Horus verehren sollten. Also machten sie einfach beides und bauten zwei Doppeltempel von Kom Ombo bei Nacht(bis auf die Reliefs) identische Tempel aneinander, damit sich keiner der beiden benachteiligt fühlte.
Anschließend ging es weiter nach Assuan in den Granitsteinbruch. Dort wurden früher die Obelisken aus dem Fels gehauen und auf dem Nil an den entsprechenden Bestimmungsort gebracht. Daraus resultiert auch, dass südlich von Assuan keine Obelisken stehen, da der Transport nur mit der Strömung sinnvoll zu bewältigen war. Im Steinbruch liegt auch noch der größte aber unvollendete Obelisk. Er brach aufgrund eines Materialfehlers im Granit beim Heraushauen auseinander, so dass die Arbeiten daran eingestellt wurden.
Danach ging es per Motorboot zur Insel Agilkia, auf der der Philae-Tempel beheimatet ist. Der Tempel stand ursprünglich an einer anderen Stelle, ist aber umgesiedelt worden, als der Assuan-Staudamm gebaut wurde. Ansonsten wäre er jetzt nur noch für Taucher zu besichtigen. Ein Muss (wenn auch nicht so unbedingt sehenswert) war natürlich auch ein Besuch des Staudamms.
Aufgrund des guten Buffets an Bord fing meine Hose langsam an, sich etwas um die Taille herum zu spannen. So beschloss ich, in Zukunft etwas weniger zu essen, und ließ den Reis zu den Mahlzeiten weg.

Mittwoch 31.3.

Sicherheit wird in Ägypten groß geschrieben, und das nicht nur, weil es ein Substantiv ist. 1997 hat es Anschläge auf Touristen gegeben, und diese sind dann ausgeblieben - sowohl erstere als auch zweitere, zumindest bis zu diesem Jahr (2004). Da der Tourismus eine Haupteinnahmequelle der Ägypter ist, sind sie enorm abhängig von Besuchern ihres Landes und haben Angst davor, dass die Touristenströme erneut vertrocknen. Aus diesem Grund sind die Ägypter ein wenig paranoid, was die Sicherheit angeht. Daher darf man als Tourist nicht alleine von Assuan nach Abu Simbel fahren, sondern nur im Konvoi. Dieser Ausflug stand unter der Bezeichnung "fakultativ" im Programm, was im Reisekatalogjargon nicht etwa Ab Simbel von außen"freigestellt" oder "wahlfrei", sondern vielmehr "kostet extra" bedeutet.
Wir hatten lange überlegt, ob sich dieser Ausflug lohnen würde, da aufgrund des Konvoifahrens und der Fahrzeit von ca. 3 Stunden je Richtung nur zwei Stunden in Abu Simbel zur Verfügung standen. Wir entschieden uns dann glücklicherweise doch dafür und brachen um kurz nach vier am Schiff auf. An der Stelle, wo der Konvoi starten sollte, standen schon einige Busse, aber Shahir versicherte uns, dass wir als erstes fahren würden. Ich zweifelte dank meiner Erfahrungen mit diversen Reiseunternehmern ja ein wenig, aber tatsächlich fuhren wir an den anderen Bussen vorbei und stellten uns in die Poleposition, woran Shahir nicht ganz unschuldig schien. Um 4.30 Uhr hatten sich ca. zehn große Reisebusse und mehr als 20 kleinere Busse und Sammeltaxis eingefunden. In unseren Bus stiegen - da wir nun mal die Spitze bildeten - zwei Soldaten ein. Weitere Bewachung konnte ich nicht erkennen. Dann ging es los, unser Busfahrer legte einen Ziegelstein aufs Gaspedal, und als wir die Stadtgrenze von Assuan erreicht hatten, war hinter uns nur noch eine Handvoll Teilnehmer des Konvois zu sehen. Aus den drei Stunden Fahrtzeit durch die Wüste, bei der ein wunderschöner Sonnenaufgang zu sehen war - so man ihn nicht verschlief - wurden zweieinhalb, wodurch wir eine halbe Stunde länger Zeit in Abu Simbel hatten. Dass wir alle anderen Fahrzeuge des Konvois abgehängt hatten, schien niemanden zu stören.
Bei Abu Simbel stehen ein gewaltiger Felsentempel von Ramses II. und ein weiterer kleinerer Tempel für seine Frau Nefertari. Beide wurden umgebettet, bevor der Assuan-Staudamm den ursprünglichen Bauplatz überfluten konnte. Zweimal im Jahr - am Geburtstag (22.2.) und am Krönungstag (22.10.) von Ramses - kann man dort das so genannte Sonnenwunder bestaunen, denn nur an diesen beiden Tagen fällt Sonnenlicht in die hintere Kammer des Menschenmengen in Abu SimbelTempels und beleuchtet diese. Bei der Verlegung des Tempels kam es allerdings zu einem Fehler, so dass sich die Sonnenwunder um einen Tag verschoben haben - so stand es zumindest im Reiseführer. Genauere Überlegungen zeigen allerdings, dass diese Aussage so nur bedingt getroffen werden kann und dass das Datum des Sonnenwunders sowieso ein wenig schwankt (vgl. Veränderung des Sonnenwunders).
Abu Simbel, diese Pilgerstätte des ägyptischen Tourismus, war so überfüllt, dass es als ein hoffnungsloses Unterfangen erschien, die herrlichen 'Wandschnitzereien' sinnvoll auf Zelluloid zu bannen, aber natürlich war trotzdem schnell ein Film durchgezogen, obwohl es fraglich war, ob die Bilder überhaupt annehmbar sein würden. Kurz bevor der Bus sich im Konvoi auf die Heimreise machen sollte, wurde es allerdings extrem leer, da die meisten Touristen sich schon etwas früher 'gen Fahrzeug aufgemacht hatten. Jetzt konnte man plötzlich gut fotografieren, und das Geld für die Erlaubnis, ein Stativ zu benutzen, hatte sich doch noch gelohnt. Da ist es dann auch irrelevant, dass der komplette Film davor kaum zu gebrauchen war und ich den Weg zurück zum Bus unter der heißen Wüstensonne im Dauerlauf zurücklegen musste. Fotografieren mit Blitz ist übrigens im Tempel nicht gestattet, da dieser angeblich die empfindlichen Wände zerstören würde. Von den tausenden von Touristen, die sich täglich durch die ehrwürdigen Hallen drängen und mit ihrem Atem und Schweiß für tropisches Klima sorgen, geht anscheinend in der Hinsicht keine Gefahr aus.
Am Nachmittag ging es dann mit einem Segelboot zur Kitchener Insel, die vollständig von einem Botanischen Garten bedeckt wird. Ich fand den insgesamt eher mau, da dort jede Menge Bäume (vor allem verschiedene Palmensorten) stehen, aber im Prinzip keine Blumen, die dann doch eher mein Lustobjekt darstellen. Anschließend haben wir ein nubisches Dorf besichtigt, das hierher aufgrund des Staudammbaus umgesiedelt wurde.

Donnerstag 1.4.

Sicherheit wird in Ägypten nicht nur groß, sondern sehr groß geschrieben. An jeder Ecke steht ein Polizist oder Soldat mit Maschinengewehr und bewacht die Touristen, jeden Museumseingang ziert ein Metalldetektor, an allen möglichen Stellen werden die Taschen kontrolliert und Unser schwimmendes Hotelsogar auf dem Schiff fuhren Soldaten mit MGs mit und stellten sich sofort am Eingang auf, sobald das Schiff irgendwo anlegte. Auf der anderen Seite sollen aber die Touristen so wenig wie möglich durch diese Sicherheitsvorkehrungen gestört werden, wodurch sie nicht immer umgesetzt werden. Meist reicht es aus, durch die piependen Metalldetektoren durchzugehen, seine Kamera in die Höhe zu halten, die natürlich ein Piepen provoziert, und dann wie selbstverständlich weiter zu gehen. Auch haben wir es des Öfteren erlebt (bzw. bewusst ausprobiert), dass einzelne Personen einfach am Metalldetektor vorbeilaufen, während sich alle anderen brav anstellen und durchschleusen lassen. So schien uns das Sicherheitssystem ein wenig schizophren.
Heute ging es zurück nach Luxor. In Assuan kamen neue Touristen an Bord, für die wir in Edfu Zwischenstation machten. Wir hatten den Tempel ja schon gesehen, also nutzten wir die Zeit, um abseits der Touristenmengen gemütlich durch die Stadt zu schlendern. Insgesamt war sie aber - zumindest an den Stellen, an denen wir waren - nicht so sehenswert. Abends strandeten wir in Luxor.

Freitag 2.4.

Das Grab von Tut-Ankh-Amun (Tutanchamun) wurde im November 1922 von Howard Carter und Lord Carnarvon geöffnet. Auf einer kleinen Tontafel wurden die verflucht, die die Ruhe des alten Herrschers stören würden, und auf mysteriöse Weise kamen innerhalb kurzer Zeit viele Leute, die an der Öffnung des Grabes beteiligt waren, ums Leben. Unter anderem wurde Lord Carnarvon einen Tag später von einem Moskito gestochen, schnitt sich beim Rasieren und starb wenig später während eines Stromausfalls in Kairo an einer Blutvergiftung.
Theben (West) gehört zum heutigen Luxor und liegt auf der westlichen Seite des Nils. Als erstes holten wir die Besichtigung von Karnak-Tempel nach, die eigentlich schon für den ersten Reisetag vorgesehen war, und dort schlug der Fluch des Pharao auch bei mir zu. In meinem Rucksack hatte sich eine Wespe als Blinder Passagier eingeschlichen, und ich hatte sie bis nach Karnak-Tempel mitgenommen. Die war darüber anscheinend gar nicht erfreut, wartete, bis ich nach meinem Fotoapparat griff, und spritze ihr gesamtes Gift in meinen Daumen. Dieser wurde langsam immer dicker und steckte sogar die Hand mit an. Ich musste an den Fluch des Pharao denken und war so geschockt, dass ich mich die nächsten Tage nicht zu rasieren traute.
Karnak-Tempel ist an Unübersichtlichkeit kaum zu überbieten, da hier Tal der KönigeDutzende von Herrschern 13 Jahrhunderte lang an- und umbauten. Den besten Überblick über die Anlage bekamen wir von der Besuchertribüne der Light&Sound-Show aus, die gesperrt war, aber für ein bisschen Bakschisch bestiegen werden konnte. Dann ging es gleich weiter zu den Memnonskolossen, die am Eingang des längst zerstörten Totentempels von Amenophis III standen. Auch die Kolosse sind nicht mehr wirklich heile. Sie gaben ursprünglich wehklagende Geräusche von sich, bis Kaiser Septimus Severus sie im Jahre 199 reparieren ließ. Seitdem sind sie stumm.
Anschließend folgte das Tal der Könige, in dem mehr als 60 Könige und Prinzen begraben wurden. Es ist aber nur ein kleiner Teil der Gräber geöffnet, und jeder Tourist darf davon nur drei seiner Wahl besuchen. Die Würde des Ortes mag sich einem erschließen, wenn man nachmittags nach allen Tempel der HatschepsutTouristenströmen hier entlang geht, aber so war es einfach nur interessant, eine kleine Vorstellung von den Gräbern der Pharao zu bekommen. Sprichwörtlich gleich um die Ecke, nämlich auf der anderen Seite des Bergmassivs, schmiegt sich der Tempel der Hatschepsut, eine dreistöckige Terrassenanlage, an den Berghang.
Den Abend nutzten wir, um uns - nach zähen Verhandlungen um den Fahrpreis natürlich - ein Taxi zu mieten und zum Luxor-Tempel fahren zu lassen. Schon von unserer Anreise eine Woche vorher wussten wir, dass dieser bis spät in die Nacht schön angestrahlt wird. Wir erreichten den Tempel um kurz vor neun und begannen unser Werk, als mittendrin plötzlich das Licht ausging. Der war am vergangenen Samstag nämlich nur deswegen noch um Mitternacht erleuchtet gewesen, weil da eine besondere Veranstaltung stattfand. So mussten wir leider mit nur wenigen Fotos im Gepäck auf unser Taxi warten, das uns später abholen sollte und selbstverständlich auch tat.

Samstag 3.4.

Heute ging's per Flugzeug nach Sharm El Sheikh, wo wir die nächsten paar Tage beim Baden entspannen wollten. Vorm Flughafen stand bei der Sicherheitskontrolle, die diesmal diese Bezeichnung sogar verdiente, eine große Schlange geduldig wartender Touristen und mittendrin eine ältere Dame, die sich von allen ungerecht behandelt fühlte und lauthals keifend "Don't hurt my luggage!" und "Ich lasse mir den Mund nicht verbieten!" gekonnt Kofferkulis zur Seite drängte und sich vordrängelte, um ja nur nicht das Bild des typischen Deutschen im Ausland zu verfälschen.
Die Landung in Sharm El Sheikh war geeignet, um sich das Fliegen endgültig abzugewöhnen, und es gibt sicherlich abgeschossene Maschinen, die sachter aufgesetzt haben als wir.
Im 5-Sterne-Hotel Savoy mussten wir fünf Minuten warten, da unsere Zimmer noch nicht bereit waren, was aufgrund der Uhrzeit von 9 Uhr morgens durchaus entschuldbar schien. Eine halbe Stunde später fragten wir erneut nach, worauf es hieß, dass es noch länger dauern könnte. Dirk und ich beschlossen daraufhin, die Zeit sinnvoll zu nutzen und schon mal zum Schnorcheln an den Strand zu gehen, während wir meine Eltern an den Pool setzten. Kaum hatten wir allerdings meine Eltern überzeugt, das Gepäck zwischengelagert, uns eingecremt und durch diese Aktivitäten ein paar Hotelangestellte nervös gemacht, da waren unsere Zimmer doch auf mysteriöse Weise fertig geworden.
Das Savoy Sharm El Sheikh ist nicht gerade ein kleines Hotel und glänzte vor allem durch weite Wege. Für den Weg zum Strand (angeblich ist das Savoy das einzige Hotel in der Umgebung, das einen eigenen Sandstrand besitzt) wären Wanderschuhe hilfreich gewesen, und Dirk bekam schon vom Hinweg in seinen Badelatschen so große Blasen, dass er die folgenden Tage lief wie ein 80-jähriger Opa, der über rohe Eier balanciert.
Vom Strand aus kann man direkt mit Schnorcheln anfangen, was Dirk und ich mit der eigens dafür mitgebrachten Schnorchelausrüstung auch ausgiebig nutzten. Mein Vater wollte es erst nicht ausprobieren, ließ sich dann aber doch überreden, um erst viel später völlig begeistert aus dem Wasser zurückzukehren.
Meine Hand war mittlerweile so dick geworden, dass ich sie kaum noch bewegen konnte. Die Schwellung des Daumens hatte sich auf fast den gesamten Rest der Hand übertragen, und ich war froh, dass ich noch rechtzeitig meinen Ring vom Mittelfinger abgemacht hatte, bevor ich diesen nicht mehr abbekam. Ich entschloss mich daher dann doch, einen Arzt aufzusuchen. Der haute mir schnell eine Spritze in den Hintern, gab mir ein Rezept für eine Salbe und nahm mir 40 € ab. Die Salbe selbst kostete dagegen 30 Cent, ein Preis der mich durchaus überlegen ließ, ob ich nicht mit 100 € die ganze Apotheke aufkaufen sollte, was sicherlich beim Verkauf in Deutschland einen riesigen Gewinn ermöglicht hätte.
Abends gab es eine vom örtlichen Reiseveranstalter durchgeführte ausgiebige Information, die an sinnvollem Informationsgehalt schwerlich zu unterbieten war. Hotel in Sharm El Sheik bei NachtIm Wesentlichen zählte der freundliche Herr auf, wo welche Hotels zu finden sind, was uns in dem Moment wirklich nicht die Bohne interessierte. Außerdem erfuhren wir, dass die Hotelsauna für OFT-Reisende kostenlos ist und dass es nur heute so stürmisch ist. Sonst ist es eigentlich immer ganz windstill.

Sonntag 4.4.

Heute war es ausnahmsweise sehr windig. Da Sonntag war, wurde der Tag geruhsam angegangen: Ausruhen, schnorcheln, ausruhen, Lesen, ausruhen, Leute am Strand beobachten und - natürlich - ausruhen. Wenn ich versuchte, meinen Daumen zu bewegen, dann konnte ich sogar wieder etwas Bewegung sehen. Die Schwellung ging also zurück.
Um 17.00 Uhr nahmen wir an einer anderthalbstündigen Schiffstour Aquascope teil, um Korallen und Fische unter Wasser zu beobachten. Beides sollte unter Wasser mit starken Scheinwerfern angestrahlt werden, damit die Lichtverhältnisse auch fürs Fotografieren geeignet sind. Das Licht blieb allerdings aus, aber als Ausgleich dafür waren wir auch schon nach einer Stunde wieder zurück im Hafen. Was tut man als ordentlicher Deutscher in diesem Fall? Man beschwert sich. Was folgte waren eine eifrige Diskussion mit dem Verkäufer im Hotel, mehrere Telefonate mit dem Chef der Flotte (Das Handy des Verkäufers brauchte schon etliche Anläufe, bevor es die Verbindung zuließ), die Ablehnung, den Ausflug noch einmal durchzuführen, erneute Telefongespräche mit dem Boss und schließlich die Erstattung des halben Fahrpreises, was wir nicht gedacht hätten. Alles in allem ein lohnenswerter Ausflug.

Montag, 5.4.

Heute war es ausnahmsweise sehr windig. Da Montag war, mussten Dirk und ich uns vom harten Wochenende entspannen, indem wir ausruhten, schnorchelten, ausruhten, lasen, ausruhten, Leute am Strand beobachteten und - natürlich - ausruhten. Zu unterscheiden war der Tag nur dadurch, dass meine Eltern einen Ausflug zum Katharinenkloster unternahmen. Wie üblich mussten sie erst dazu überredet werden, haben sich dann aber doch sehr daran erfreut.

Dienstag, 6.4.

Heute war es ausnahmsweise sehr windig. Der Dienstag unterschied sich nicht wirklich vom Montag. Besonders für Dirk war es viel zu viel Ruhe. Gut, dass wir morgen weiter nach Kairo fliegen und ihm wieder genügend Programm anbieten konnten. Ich besuchte am Nachmittag die für OFT-Reisende (siehe oben) kostenlose Sauna, die noch nicht mal einem drei-Sterne-Hotel würdig gewesen wäre: Kabel, die nicht verlegt waren, kein Kaltwasserbecken, keine Liegen und von der Umkleide zur Sauna musste man durch den Empfangsbereich gehen. Ich weiß nicht, ob ich schon mal in einer so schlechten und vernachlässigten Sauna gewesen bin.

Mittwoch, 7.4.

Heute war mal wieder auschecken angesagt. Die Rechnung war wie erwartet, also falsch: Mein Saunabesuch stand drauf, und der Portier wollte den Betrag auch nicht von dort entfernen. Also wurde wieder fleißig telefoniert, bis eine halbe Stunde später feststand, dass es da tatsächlich eine Einigung zwischen Reiseveranstalter und Hotel gibt, von der allerdings wohl nur deren höher gestellten Persönlichkeiten etwas erfahren durften. Die konnten sich dann wohl wieder hinlegen (es war 5 Uhr morgens), während für uns eine neue Rechnung ausgedruckt wurde. Die Abrechnung scheiterte dann allerdings fast am Kreditkartenlesegerät, das bei uns (und beim Rest der Reisegruppe) die Zusammenarbeit mit der Onlineabfrage ablehnte. Also musste erneut telefoniert werden, ob meine Kreditkarte gedeckt war, bis wir endgültig von Dannen ziehen konnten.
In Kairo ging es dann gleich wieder mit dem Programm los: Zitadelle, Moschee und das Ägyptische Museum waren natürlich Pflichtprogramm, genauso wie der berühmte Khan-Kalili-Bazar - aber nicht bevor dieser seine Pforten öffnete, so wie es unsere Reiseführerin ausgetüftelt hatte! Für den Abend buchten wir beim Reiseveranstalter gleich noch die Totenmaske von Tutanchamunetwas kitschige, aber ansonsten schöne und informative Ton- und Lichtshow bei den Pyramiden, die mit der Kreditkarte bezahlt werden konnte. Auch hier standen sie damit anscheinend auf dem Kriegsfuß. Jedenfalls stellte sich der Reiseleiter mit dem Gerät nicht wirklich intelligent an, so dass es mal wieder eine halbe Stunde dauerte, bis der Vorgang abgeschlossen war. Na ja, dachte ich zumindest.

Donnerstag 8.4.

Donnerstag war der große Pyramiden Tag. Es ging zu den großen Pyramiden von Gizeh, einem Vorort von Kairo, der Stufenpyramide von Sakkara und nach Memphis, der Hauptstadt des alten Reiches. Unterwegs wollte unsere Reiseleiterin eine Essenspause einlegen, was ja prinzipiell eine gute Idee war. Sie hatte empfahl uns dazu ein Restaurant mit großartigem Buffet, zu dem sie uns führen wollte. Wenn man sich allerdings zehn Tage lang nur von Buffets ernährt hat, dann hängt einem das irgendwann zum Halse heraus. Ich äußerte meine Meinung und fragte nach Alternativen, zum Beispiel eine einfache Bäckerei oder ein Stand mit Früchten. Sie war ob meines Einwurfes überrascht und verkündete, dass es dort sicher auch Früchte und Brot am Buffet geben werde. Langsam beschlossen nun aber auch andere Mitreisende, dass es für ein ausgedehntes Mittagessen zu warm sei, und wollten nur eine Kleinigkeit zu Mittag. Pyramiden von Gyzeh und Sphinx bei NachtDie Diskussion wogte noch ein wenig hin und her, bis sie versprach, sich nach so einer Möglichkeit umzusehen. Das Ergebnis davon war, dass das Mittagsessen komplett gestrichen wurde. Später stellte sich heraus, dass das nicht allen Mitreisenden genehm war, sie sich aber nicht dazu aufraffen konnten, uns ihre Meinung zu verkünden. Es tut mir Leid, aber Hellsehen gehört erst ab nächste Woche zu meinen Fähigkeiten.
Untergebracht waren wir im InterContinental Pyramids, das ein sehr gastfreundlicher Ort zu sein scheint. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich in unserem Zimmer ganze Mückenpopulationen angesiedelt hatten. Dirk rückte ihnen jeden Abend mit großer Begeisterung und unter Einsatz seines Lebens zu Leibe, während ich nur überlegte, ob unser Zimmer ob der großen Anzahl von Blutflecken an der Wand nicht mal neu gestrichen werden müsste.
Weniger gastfreundlich ging es in der Hotelbar zu, in der Dirk und ich am Abend bei einer Partie Dame und zwei Cocktails saßen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Mein Getränk war noch nicht halb erledigt, als ein Kellner das Glas auf sein Tablett stellte und mitnehmen wollte. Glücklicherweise konnte ich ihn (den Cocktail) aber doch noch zurückbekommen. Fünf Minuten später wurde die Rechnung gebracht, die wir allerdings mit Nichtachtung straften, da wir mitten in unserem zweiten Spiel und noch weit vom Austrinken entfernt waren. Voll war es auch nicht, so dass wir niemandem den Platz blockierten. Nicht viel später wurde die Rechnung wieder abgeholt, allerdings mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck - bisher hatte sich in der kleinen Mappe kein Geld angefunden - wieder zurückgebracht. Auch eine Möglichkeit, sein Trinkgeld zu reduzieren.

Freitag, 9.4.

Eigentlich wäre heute Rückreise gewesen, aber wir hatten die Reise um vier Tage verlängert. Wir zogen dafür in ein 3-Sterne-Hotel um, das seinem Ruf im positiven Sinne alle Ehre machte. Natürlich war es nicht so komfortabel wie die bisherigen 5-Sterne-Hotels, aber es enthielt alles, was man so braucht, war sauber und bot Essen Leute auf dem Marktzu Preisen an, die hierzulande ein 7-Jähriger von seinem Taschengeld bezahlen kann. An einem Chef-Salat für 25 Cent ist preislich nun mal nicht viel auszusetzen und auch geschmacklich verdiente er seinen Namen.
Heute stand das koptische Viertel auf dem Programm. Kopten sind sozusagen die ägyptischen Christen. Aus Reiselust nahmen wir die Spur dorthin an der nahe gelegenen Metro-Station auf, der es trotz allerlei Bemühungen (verschiedene Schreibweisen für die gleichen Ziele, Fahren auf der falschen Gleisseite, nur vereinzelte lateinische Buchstaben und Türen, die sich ohne Rücksicht auf Verluste schon kurz nach dem Öffnen wieder erbarmungslos schlossen) nicht gelang, uns vom richtigen Weg abzubringen.
Da das koptische Museum aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen war, umrundeten wir das Viertel langsam entgegen dem Uhrzeigersinn. Wir entschieden uns dabei für die falsche Richtung, und als wir schließlich einen Eingang ins Viertel gefunden hatten, näherten wir uns den Sehenswürdigkeiten von hinten, was dafür sorgte, dass wir einiges gesehen haben, was sonst nicht auf dem Programm gestanden hätte. Ein wenig störend wirkte sich das Datum (Karfreitag) aus, das für überfüllte und besetzte Kirchen sorgte, bescherte uns dafür aber auch eine nette Prozession. Weiter ging es durch Moscheen, Nilometer und etliche Straßen, die wir mit Fremdenführer nie gegangen wären, die aber nun mal zu Ägypten gehören und vor denen man seine Augen nicht verschließen sollte.
Abends bekamen wir erneut Kontakt zu unserem Reiseleiter, bei dem wir einen Ausflug nach Alexandria für den kommenden Tag buchen wollten. Er schien fast beleidigt, dass wir nicht den ganzen Tag sehnsüchtig auf ihn wartend im Hotel verbracht hatten. Anscheinend glaubte er, dass man sich Kairo ohne sachkundige Führung nicht selbst erschließen könne.

Samstag, 10.4.

Da die Metro von Kairo (angeblich zusammen mit Kapstadt die einzigen U-Bahnen Afrikas) nicht genügend ausgebaut ist, entschlossen wir uns heute zum Taxifahren. Die Kommunikation gestaltete sich dabei nicht immer leicht, da wir an viele Taxifahrer gerieten, die leider kein Wort Englisch verstanden und die von uns gewünschten Fahrziele nicht kannten oder auf der Karte mit den lateinischen Buchstaben nicht zuordnen konnten. Mal halfen hinzugezogene Passanten, mal landeten wir auch an ganz anderen Stellen, aber vorwärts kamen wir immer. Der Fahrpreis richtete sich dabei nur geringfügig danach, wohin wir wollten oder gebracht wurden, sondern vielmehr nach dem Abfahrtsort. In Gebieten mit Touristen war der Fahrpreis doppelt oder dreifach so hoch wie an anderen Stellen.
Das islamische Museum wurde aus Sympathie zum koptischen Museum auch gerade renoviert, das islamische Viertel glücklicherweise nicht, obwohl wir es ob unserer Fremdsprachenkenntnisse von der anderen Seite her aufrollen mussten. Dort Bewachungund in verschiedenen Moscheen trafen wir auch immer wieder Reisegruppen, die wir schon am Vortag im koptischen Viertel gesehen hatten. Sogar ein Reiseleiter, der mit uns auf dem Schiff war, lief uns über den Weg.
Abends trafen wir dann mal wieder unseren aktuellen Reiseleiter, der diesmal Geld für die Reise nach Alexandria von uns haben wollte. Außerdem stellte sich heraus, dass er das letzte Mal beim Durchziehen meiner Kreditkarte so viel falsch gemacht hatte, dass wir es erneut durchführen mussten. Tatsächlich hat es diesmal dann wohl auch endlich geklappt, wobei es erneut eine halbe Stunde dauerte.

Sonntag, 11.4.

Heute startete ein geführter Ausflug nach Alexandria. Losgehen sollte es um 6.00 Uhr, weswegen wir unser Frühstück zum Mitnehmen bestellt hatten und um 6.00 Uhr an der Rezeption der Dinge harrten, die passieren sollten. Erst später stellte sich heraus, dass der Abfahrtstermin auf 6.15 Uhr verschoben worden war, ohne uns Bescheid zu geben. 17 nach sechs erschien eine weitere Dame mit goldenen Schuhen in der Rezeption und verkündete, dass die anderen aber immerhin noch pünktlich seien, was uns doch ein paar Fragezeichen auf die Stirn zauberte und Dirk und mich animierte, uns schweigend darauf zu einigen, dass sie uns irgendwie unsympathisch war.
Ein paar Minuten später kamen zwei weitere Damen herunter, und auch der Bus kam bald darauf. Dabei schauten die drei Damen neidisch auf unsere Essenpakete, die sie nicht bekommen hatten, was natürlich nur an der Rezeption lag und nicht etwa an ihnen. Schließlich sorgte der Reiseleiter für die Fertigstellung weiterer Essenpakete, was eine der drei Damen mit dem Spruch "Dann warten diesmal halt die anderen auf uns!" kommentierte, und das, obwohl wir sie gerade erst kennen gelernt hatten. Unsere Meinung verfestigte sich.
Mit dem Bus fuhren wir durch die Wüste nach Alexandria, wo uns als erstes die alten Katakomben gezeigt wurden. Der Reiseführer hielt das im Prinzip für Zeitverschwendung: "Da gibt es nichts Interessantes zu sehn!" Danach ging es weiter, um die große, bisher nicht abgebrannte Bibliothek von Alexandria zu besichtigen. Auf Anraten unseres Fremdenführers ließ ich sowohl Rucksack als auch Fototasche im Bus zurück, da ich mit diesen nicht ins Gebäude dürfte. Ägyptische SchülergruppeMein Argument, die Handtaschen mancher anwesenden Damen seien viel größer, wurde durch ein "Das ist so!" stichhaltig widerlegt. Ein paar Minuten später am Eingang durften die Damen dann am Eingang umdrehen und ihre Taschen auch zum Bus bringen. Die Bücherei selbst war durchaus nett anzusehen und interessant von außen und innen zu bewundern, aber übermäßig eindrucksvoll fand ich sie nicht.
Anschließend führte uns unser Reiseführer in ein tolles Fischrestaurant. Er war sehr geknickt, als ich fragte, ob es denn auch andere Speisen außer Fisch gäbe. Obwohl es viele Umstände zu bereiten schien, gab es dann doch noch extra für mich ein anderes Gericht. Später stellte sich dann heraus, dass fast die Hälfte der Mitfahrer (sogar unser Guide) keinen Fisch gegessen hat. Die Kellner überraschten durch Originalität, verteilten rote Beete Saft über den Tisch, brachten die Gewürze zum Dessert und rechnen den Gesamtbetrag nicht nach herkömmlichen Rechenregeln aus, so dass die beiden Mathematiklehrer den Preis reklamieren mussten.
Nach der Mittagspause ging es als erstes in eine weitere Moschee, in der mein Vater, der doch ein wenig Ahnung von dem Thema hatte, eine Diskussion über die Reiseorte von Paulus mit unserem Reiseleiter startete. Letzterer beendete das Gespräch durch das nicht zu widerlegende Argument "Dann schauen sie doch ins Internet." Anschließend wurden wir in ein griechisch-römisches Museum geführt. Beide Stile scheinen in Ägypten die gleichen zu sein. Unser Lotse führte uns dabei so sachkundig durch die Räume, dass die kleinen zweizeiligen Schilder an den Ausstellungsstücken mehr Informationen preisgaben als er - mal ganz davon abgesehen, dass wir verkehrt herum durch das Museum liefen. Abends genossen wir einen schönen Sonnenuntergang an der Küste des Mittelmeeres.

Montag, 12.4.

Heute wollten wir eine Rundtour durch die Wüste mit einem Taxi unternehmen. Wir hatten schon zwei Tage vorher mal einen Taxifahrer gefragt, was wir für diese Tour bezahlen müssten, und er hatte sie uns für 50 € angeboten. Da wir wirklich keinerlei Ahnung hatten, welchen Preis wir dafür veranschlagen mussten, versuchten wir ihn herunterzuhandeln, aber als das nicht ging, nahmen wir sein Angebot nicht an. Hätte er 80 € haben wollen und sich auf 60 € runterhandeln lassen, dann wären wir uns sicherlich einige geworden. Immerhin hatten wir nun schon eine gewisse Preisvorstellung.
Da wir niemanden sonst fragen konnten, setzten wir Sonntagabend dann den Portier darauf an, einen Fahrer zu beschaffen. Das Problem dabei war, dass die Fahrer für so einen Ausflug einen Passagierschein brauchten, der normalerweise erst rechtzeitig vorher beantragt werden musste, was in der Nacht zu Montag schwierig war. Er fand schließlich einen Fahrer für 60 €, der ab ca. 10 Uhr fahren konnte. Wir sagten dem Portier, wir nehmen das Angebot an, wenn er zu dem Preis jemanden findet, der schon zwei Stunden eher fahren kann. Eine halbe Stunde später hatten wir unseren Fahrer.
Der war auch pünktlich zur Stelle, wir bezahlten beim Portier - natürlich mit der Gewissheit, dass dieser einen Teil des Geldes als Vermittlungsgebühr behalten würde. Rote PyramideVor Fahrtantritt fragte der Fahrer nach, wie viel Geld wir bezahlt hätten, um dann noch mal kurz im Hotel zu verschwinden und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wieder heraus zu kommen.
Das Auto war über 30 Jahre alt aber in einem guten Zustand und fuhr uns als erstes zu den Pyramiden von Dahshur. Dort stehen die rote, die weiße, die schwarze und die Knickpyramide. Leider konnten wir nur die erstere davon direkt erreichen, ein Teil der anderen sah man aus der Entfernung. Schön war allerdings, dass wir das Gebiet (abgesehen von zwei Wachen, die uns so lange begleiteten, bis wir Bakschisch verteilt hatten) völlig für uns alleine hatten.
Ganz anders an der Stufen-Pyramide von Maidum, die von Einheimischen überschwemmt wurde. Bei unserer Ankunft wurde uns Vieren sofort ein schwer bewaffneter Soldat zugeteilt, um uns vor der gemeinen Bevölkerung zu schützen. Als Dirk und ich aber die Pyramide erklommen, um sie von innen zu besichtigen, und meine Eltern unten warteten, wurde der Soldat nervös und rief sofort Verstärkung herbei, da er ja nicht beide Gruppen bewachen konnte und Dirk und ich seine Rufe, dass wir warten sollten, geflissentlich überhörten.
Vor dem Eingang der Pyramide stand eine Menge von ca. 50 Leuten, die sich für uns teilte, als wären wir Moses und die Menschen das Meer. Leute, die sich schon in der Pyramide befanden, wurde rausgescheucht und wir wie selbstverständlich mit eigenem Führer hereingeführt - eine Behandlung, die uns eigentlich gar nicht so zusagte, dort aber üblich zu sein schien. Normalerweise ist in halben Oktaedern (umgangssprachlich Pyramide genannt) das Fotografieren verboten, unser Pyramidenwächter dagegen zeigte uns, von wo sich die besten Aufnahmen machen ließen. Anschließend gingen wir außen um das Bauwerk herum, wobei wir auch an schwer zugänglichen Mastabas (Prinzengräbern) vorbei kamen, vor der eine Schlange von Menschen stand. Da diese sich mal wieder teilte und etliche Anwesende aus dem steilen und engen Gang herausgezogen wurden, konnten wir nun auch nicht mehr sagen, dass wir das Grab eigentlich gar nicht besichtigen wollten. Sogar meine Mutter quälte sich tapfer ein weiteres Mal auf allen Vieren durch das Innere der Anlage.
500 Meter weiter fand ein Volksfest statt, das wir natürlich auch besuchen wollten. Unser Taxifahrer war davon gar nicht begeistert, hielt dann aber dort doch für uns an und ließ uns aussteigen. Innerhalb kürzester Zeit gab es auf dem Gelände genau vier Attraktionen: uns! Wir hatten uns geteilt, und um jeden von uns war eine dichte, teilweise aufdringliche Meute von Kindern und Jugendlichen, die uns bestaunten und auf Tuchfühlung gingen. Ein Fotografieren war gänzlich unmöglich, da die Fotoobjekte viel zu dicht dran waren. Es war auch gar nicht einfach, sich zurück zum Auto durchzukämpfen, und wir waren alle froh, als wir wieder unsere Ruhe hatten. Andy Warhol hat einmal gesagt: "In der Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein." Ich hatte meine Viertelstunde und muss gestehen, dass sie mir gereicht hat.
In der Nähe trafen wir ein Auto, das mit vier Japanern besetzt war. Sie wurden von einem Militärauto begleitet, damit ihnen bloß nichts passierte. Sie mussten allerdings warten, weil ihre Eskorte scheinbar eine Panne hatte und erst ein neues Begleitfahrzeug angefordert werden musste. Wir durften dagegen ohne Begleitschutz weiter in die Oase Al-Fayoum reisen, vermutlich weil unser Taxifahrer früher beim Militär gewesen war. Dies erklärte auch, wie er zu nächtlicher Zeit zu der Erlaubnis gekommen war, mit uns entfernt von den Touristenzentren unterwegs sein zu dürfen.
Wie stelle ich mir eine typische Oase vor? Kamele auf der Ladefläche eines LKWEin Wasserloch, ein Palmenhain ringsherum und wenn man 50 Meter läuft, dann steht man mitten in einem Sandhaufen, umgangssprachlich auch Düne genannt. Pustekuchen! Al-Fayoum ist eine mittelgroße Kleinstadt, die von großen Plantagen und Feldern umgeben ist. Durch die Stadt verlaufen große Bewässerungskanäle, im Zentrum stehen ein paar alte Wasserräder für die Touristen. Dünen gibt es in der Nähe auch nicht viele, da die Oase in einer Fels- bzw. Steinwüste liegt. Das ist übrigens nicht ungewöhnlich, da es nur wenige Sandwüsten gibt.
Anschließend tuckerten wir über holprige kleine Straße zum Qarun-See. Endlich befanden wir uns abseits der größeren Verkehrsrouten und sahen Leute, die in so dreckigen Kanälen, dass ich noch nicht mal unseren Hund hineinjagen würde, ihre Wäsche wuschen oder daraus sogar ihr Trinkwasser holten. Ein Anblick, der so sicherlich nicht im Reiseführer zu finden ist, trotzdem aber in meinen Augen zu dem Besuch dieses Staates dazugehört. Etliche Teile der Land-, aber auch Stadtbevölkerung leben in einer Armut, die wir uns hier gar nicht vorstellen können und von der wir ohne die letzten selbstorganisierten Tage in Kairo wenig bis nichts mitbekommen hätten.
Auf dem Qarun-See unternahmen wir eine Schifffahrt, schon um unseren Taxifahrer nicht zu enttäuschen, der fast beleidigt war, als wir die von ihm erhandelte Kutschfahrt durch Al-Fayoum dankend ablehnten. Am Ufer des und im See tummelten sich viele einheimische Touristen, die sich gut vom Wasser aus beobachten ließen. Dazu gab es versunkene Tempelanlagen und ein Schiffsunglück aus nächster Nähe zu sehen, als unser Kapitän aus Unachtsamkeit einen Unfall verursachte. Das Resultat waren ein blutiger Mund meinerseits, eine blutende Nase beim und ein wüster Schwall von Schimpfworten vom Taxifahrer.
Abends ging es dann durch die Wüste zurück nach Kairo zu einem Restaurant mit Blick auf die Pyramiden, um den gelungenen Urlaub angemessen zu beenden. Sogar der Streit, wer denn nun was ausgeben und wen einladen dürfte, sorgte für keine Verstimmung zwischen den Mitreisenden. Interessantes erfuhren wir auf der Rückfahrt ins Hotel. Wir hatten uns schon mehrfach gewundert, dass viele Autos nachts nur mit Standlicht oder sogar gänzlich ohne Licht umherirren. Dies liegt daran, dass man die anderen Autos nicht blenden möchte. Abblendlicht ist dort schon so genanntes "high light" und wird nur in Extremfällen benutzt.

Dienstag, 13.4.

Die Abreise begann früh am Morgen und war wie gewohnt gut durchorganisiert. An den Kontrollen wurden wir sehr schnell abgefertigt, unsere Tickets warteten schon am Schalter auf uns, und die langen Schlangen, in denen sich die anderen Touristen einreihen mussten, sahen wir nur aus der Ferne.

Fazit:

Ägypten ist wirklich eine Reise wert, egal ob man nun die alte Geschichte, die für uns ungewöhnliche Lebensweise oder einfach nur das schöne Badewetter studieren möchte. Ich halte Ägypten auch nach dem jüngsten Anschlag für ein lohnenswertes und sicheres Reiseziel, und ich hatte nie das Gefühl, auf meine Wertgegenstände verstärkt aufpassen zu müssen. Die Leute von OFT-Reisen können wirklich gut organisieren. Pannen gab es kaum, alles war sehr gut durchgeplant, aber trotzdem gab es auch noch Platz für eigene Wünsche, wenn man sie auch artikuliert. Eines fehlt bei so einer Pauschalreise aber ganz bestimmt: Die letzten Tage, die wir in Kairo und Umgebung teilweise abseits der Touristenrouten verbracht haben. Besonders ohne den Ausflug mit dem Taxi hätte mir und meinen Begleitern ein wesentlicher Bestandteil des Urlaubs gefehlt.

Mein Leben:

Autobiographie

Reiseberichte:

China (2008)

Südafrika (2008)

Japan (2007)

Peru (2005)

Ägypten (2004)

Skiurlaub in Val Thorens (2003)

Island (2002)

Mit Rainbow nach Amsterdam (2000)

Australien (2000)

Skiurlaub in Val Thorens (2000)

Mit Rainbow nach Paris (1999)

Fotos:

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