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Früher schrieb Oliver Kalkofe alle zwei Wochen in TV-Spielfilm eine Kolumne zum Thema Fernsehen. Darin verarschte er alles, was über die Mattscheibe flimmert. Schon damals war er auf Premiere (aber unverschlüsselt) und später auf PRO7 mit "Kalkofes Mattscheibe" zu sehen - ein absolutes Muss für alle, die wissen, wie schlecht unser Fernsehen teilweise ist. Dieses alte Format gibt es zur Zeit erneut auf TELE5 zu sehen. Wenn's denn sein muss:
Frohes Fest!
Wenn's denn sein muss: Frohes Fest! Weihnachten steht vor der Tür! Und egal, ob Sie die Pforte höflich öffnen oder sie mit Brettern und eingelegten Schweinehälften vernageln: Sie können ihm nicht entkommen! Niemand entkommt Weihnachten. Dem Terminator vielleicht, sogar der Steuer oder den Zeugen Jehovas soll schon der eine oder andere entflohen sein, aber dem Weihnachtsfest noch keiner! Egal wohin Sie flüchten, wenn Sie dort ankommen, ist trotzdem Weihnachten. Selbst im tiefsten Dschungel werden Sie irgendwo einen Elefanten mit Glöckchen am Rüssel entdecken, und auch falls Sie bei einem sympathisch-unzivilisierten Kannibalenvölkchen im Kochtopf landen, wird man dieser Tage einen Mistelzweig mit in die Brühe werfen und beim Umrühren "Jingle Bells" pfeifen. Da können Sie noch so viel daherschwatzen, von wegen das sei alles zu kommerziell und Sie würden das sowieso nicht mitmachen - Blödsinn! Auch der unsentimentalste Skeptiker wird sich irgendwann besinnlich schwankend an einer Glühweinbude wiederfinden oder in der Fußgängerzone dem Mann mit ohne Beine verschämt-wohlwollend ein blinkendes Fünf-Pfennig-Stück in die Schale werfen. Millionen intellektuell elitärer Studenten werden Nietzsche mal im Sack lassen und dafür "Ho-Ho-Ho" rufend im roten Fummel durch die Wohnungen degenerierter Mittelstandsfamilien ziehen, um sich für ein paar Silberlinge vor verwöhnten dicken Kindern zum Affen zu machen. Angeschossene Soldaten werden im Lazarett ein Lebkuchenherz auf dem Kopfkissen finden, und sogar der nette Gewalttäter von nebenan wird sanft lächelnd "Weihnachten mit Roger Whittaker" in den CD-Player legen, wenn er das nächste Mal seine Frau verprügelt. Es ist halt eine besondere Zeit. Mütter werden heulend Nervenzusammenbrüche kriegen beim Versuch, den Heiligen Abend ganz besonders schön zu gestalten. Familien werden sich zerstreiten, falls jemand wirklich die Abmachung einhält, "sich dieses Jahr einmal nichts zu schenken", und überall werden sich Menschen vor Schmerzen über Toilettenschüsseln krümmen, weil sie sich höllisch überfressen haben. Und trotzdem werden es alle wie immer doch irgendwie lieben. Ich wahrscheinlich
auch. Und das gibt mir zu denken. Aber wenn's denn also wirklich sein muss
- auch von mir: Frohes Fest!
Und was macht der Tchibo-Mann? Wenn man einmal damit anfängt, kann man nicht mehr damit aufhören. Seit ich das letzte Mal darüber sinnierte, was wohl aus Arpad und anderen Granaten meiner Kindheit geworden ist, lässt mich die Frage nicht mehr los. Wie geht es zum Beispiel dem mysteriösen Tchibo-Mann? Jahrelang tatterte sich ein schwarz gekleideter Greis, Typ "Der freundliche Kolonialherr von nebenan", durch die Kaffeeplantagen Südamerikas, steckte unaufgefordert seine ungewaschenen Hände in Säcke mit frisch geernteten Kaffeebohnen und hielt sich diese unter die triefende Rübennase. Niemand wusste, wer er war oder wo er herkam, die Indios zollten ihm aber uneingeschränkten Respekt. Vielleicht, weil der freundliche Hut-Opa ihnen in seiner Freizeit beim Bau von Volkshochschulen oder Espresso-Maschinen half, vielleicht, weil er nachts besoffen mit seinem Jeep in ihre Dörfer bretterte, die Kaffeepflücker auspeitschte und deren Töchter und Lamas vergewaltigte. Alles ist möglich. Kann sein, dass er heute friedlich in einem Seniorenheim für ausgemusterte Werbefressen sein Spargelcremesüppchen löffelt, aber auch, dass er von aufständigen Rebellen samt Schnurrbart und Zahnersatz in den Kaffee gebröselt wurde und als "Tchibo dicke Bohne" im Sonderangebot landete. Oder erinnern Sie sich noch an diese Szene? Eine junge Frau kommt in
ein Restaurant, setzt sich an den Tisch der feisten Miss Tilly und startet
ein unverfängliches Gespräch über Kartoffelsalat, worauf
jene ihr plötzlich lachend offenbart: "Kartoffelsalat? Sie baden gerade
ihre Hände in Kartoffelsalat!" (Wahlweise gab es diesen Werbespot
übrigens auch mit Hühnerbrühe, Batteriesäure oder einem
Geschirrspülmittel namens Palmolive, welches auf wundersame Weise
gleichsam verdreckte Teller reinigen und kratzigen Spühlhänden
zu alter Geschmeidigkeit verhelfen sollte). Was nun aus Miss Tilly wurde,
ist nicht bekannt. Allerdings vermute ich folgendes: Mit 27 musste
sie feststellen, dass sie zwar Hände wie Samt besaß, ihr
Gesicht aber verschrumpelt war wie ein faltiger Senioren-Sack. Daraufhin
beschloss sie, den Kopf in eine Schüssel ihres Spülmittels
zu tunken - und wahrscheinlich wäre sie bei diesem Versuch ertrunken,
wenn das ätzende Zeug nicht ihren Schädel binnen kurzem komplett
aufgelöst hätte. Wie gesagt, alles Hypothesen. Aber ich werde
weiterforschen. Versprochen!
Das frage ich mich schon lange. Einst jagte dieser schmucke Hallodri im roten Pluderfummel verwegend lachend durch die Pussta und narrte mit seinen Mannen den einen um den anderen Husaren im Nachmittagsprogramm des ZDF. Doch seit ungefähr zwanzig Jahren ist es zappenduster um ihn. Was macht er heute? Letztens glaubte ich, ihn in der Fußgängerzone vor Horten alte Peter-Maffay-Schlager fiedeln zu sehen, dann dachte ich zeitweise, er sei der Vater der Kelly-Family. Diese Ungewissheit macht mich ganz hibbelig. Alles wird wiederholt, nur nicht "Arpad, der Zigeuner"! Warum? Etwa immer noch Vorurteile gegen das fahrende Volk oder übertriebende Rücksichtsnahme? Wir können doch den Titel übermalen und ihn "Arpad, den Sinti" nennen! Oder erinnern sie sich auch noch an "Time Tunnel"? Zwei trottelige Wissenschaftler im Rollkragenpulli wirbeln durch die Jahrhunderte und vergurken alle wichtigen Augenblicke der Weltgeschichte. Ist auch seit den Siebzigern nicht mehr gelaufen. So viele Helden und Begleiter meiner Kindheit, die ich nie wiedersah und deren Schicksal mich ins Grübeln bringt. Wo ist der "Spatz vom Wallraffplatz"? Überfahren von einem Praline-lesenden holländischen LKW-Fahrer mit der Hand in der Hose? Von einem missgünstigen WDR-Redakteur? Und wie geht es "Plumpaquatsch"? Das war so ein breitmauliges grünes Labervieh mit Zottelhaaren aus der Remitendenkiste der ARD-Puppenmacher, irgendwo zwischen Kermit und Heike Makatsch, das gleichsam seinem menschlichen Co-Moderator wie auch die Zuschauer nervte. "Hase Cäsar" war auch so ein Fürst. Der wurde irgendwann in Rotwein serviert, glaube ich - oder wohnt in einem Rammler-Seniorenheim in der Hasenheide und erzählt den 124 Enkeln von seiner Zeit als Fernsehstar. Fragen, die mich beschäftigen. Was macht die "Invasion von der Wega"? Ist sie noch im Gange oder gab es eine außerirdische Rückrufaktion? Wie ist das Leben dieser Tage im "Big Valley"? Immer noch morgens Indianer erschießen und nach dem Essen ein paar Pferde zureiten, oder steht da schon ein Einkaufszentrum? Jeder Mist wird wiederholt - warum nicht dieser? Bitte, Arpad - komm
zurück! Und jag die dicken Drombuschs in die Pampa!
Bitte halten Sie die Schnauze! Am Anfang war das Wort - und eine halbe Stunde später gab es die erste Konferenz darüber. Das war vor Millionen von Jahren, noch lange vor Erfindung der Tolerenz oder der Redezeitanteile. Damals gab es noch kein "Du, lass doch den Heiner mal ausreden!" - stimmte man mit dem Gegrunze des Vorredners nicht überein, donnerte man ihm einfach mit der Keule über die Faselrübe. Und keiner sagte: "Du, den Heiner tothauen, das finde ich jetzt nicht so gut!" Heute ist das anders. Wir labern uns zu Tode. Die Sammler und Jäger wurden zu Stammlern und Schwätzern. Kein Tag ohne Sitzung, keine Firma ohne Besprechungstisch, kein Thema ohne Podiumsdiskussion. Man traut sich nicht mal mehr zu furzen, aus Angst, dass dann eine Expertenrunde zusammentritt. Und im Fernsehen erwartet einen der Talkshow-Terror. Früher gab es mal gerade Blacky Fuchsbergers mitternächtliche Plauderblasen, und meistens kam es vor lauter selbstverliebtem Pfeifengenuckel ohnehin zu keinem richtigen Gespräch - aber heute? Nichts ist uninteressant genug, als dass man ihm nicht eine Sendung widmen könnte. Heute bei Ariela Christen: "Böse Schwiegermütter - wenn einem beim Kaffee das Tortenstück umkippt!" Eine Stunde früher, bei Bärbel Schläfer: "Ich hab' nur eine Unterhose - Und keine Waschmaschine" - das ist ein bisschen jünger und frivoler. Wer es ganz peinlich braucht und einen Hörschaden oder Gleichgewichtsprobleme hat, der guckt allerdings Arabella! Der ultimative Tummelplatz der Arschgeigen, hier darf nur mitmachen, wer zum Hoseöffnen Hilfe benötigt und Hirn für einen Geschmacksverstärker im Hundefutter hält. Die Themen rangieren irgendwo zwischen "Ja wirklich, ich hab' schon mal" - "Ja richtig, ich könnt' schon wieder" und "Ja, ein Freund von mir hat auch schon mal ganz anders". Hauptsache, es hat mit Sex zu tun. Allerdings finden manche Leute so was auch ferkelig, für den gibt's den Betroffenheits-Brummer Fliege, die fleischgewordene Beileidskarte. Dort kommen die Randgruppen zu Wort, die so langweilig sind, dass man sie im Privatleben nur noch unter Androhung von Prügel den Mund aufmachen lässt. All die Leute, deren unverwertbaren Meinungsmüll man dadurch zu
entgehen versuchte, dass man nicht mehr Straßenbahn fuhr oder
nur noch mit Ohropax zum Friseur ging, sieht man dafür heute im Fernsehen.
Wann kommt endlich die Show, in der ein paar Leute eine Stunde gemütlich
dasitzen und einfach die Fresse halten? Ich warte!
Beim Metzger wird man wenigstens gefragt. Da kann man selbst entscheiden, ob man die tote Sau gern komplett oder in Scheiben mit Pilzen und lustigen Clownsgesichtern haben möchte. Beim Fernsehen nicht. Da kriegt man fast alles nur noch in kleine Teile geschreddert vorgesetzt, voll fettig-sehniger Werbung, die man nicht mal ausspucken und an den Tellerrand legen kann. Okay, manch einer sagt, diese Produkt-Informations-Unterbrechungen seien überaus praktisch für die Befriedigung des Harndrangs oder für eine kurze Stuhlpflege, aber so oft, wie die heute in den durchschnittlichen Spielfilm gepumpt werden, gilt dies Argument nur noch für Konfirmanden mit Blasenentzündung oder für Leute mit einem Mega-Dünnschiss. Was allerdings noch sehr viel schlimmer zu ertragen ist als alle 20 Minuten Steffi Grafs verschwundene Achselnässe im Kurzfilmformat, sind die dilettantischen Schnippeleien dümmlicher Redakteure. Früher kürzte man nur aus Gründen der Moral oder des Jugendschutzes und sah verblüfft: Na, es geht doch - die Handlung von Emmanuelle versteht man genausogut, wenn man die Nacktszenen rausnimmt! Heute allerdings bedarf der Schnitt keiner inhaltlichen Begründung mehr. Längst ist es üblich, den Abspann wegzuhacken und mit der Einfühlsamkeit eines Magengeschwürs ein Promo-Jingle in den letzten Satz zu hauen. Auch sind kleine Korrekturen von zwei bis fünf Minuten zugunsten der werbetreibenden Industrie inzwischen normal. Gut, da fällt beim Krimi vielleicht mal die Auflösung unter den Tisch, aber dafür erfährt man ja, warum sich Janine, 27, mit Binde beim Damensitzfußball viel sicherer fühlt als beim Bungee-Jumping ohne Tampon. Auch Interessant. Da der durchschnittliche Fernsehredakteur Nachdenken sowieso scheinbar als Behinderung empfindet, kann er sich halt auch nicht vorstellen, dass sich ein Regisseur bei seinem Werk vielleicht etwas gedacht hat. Und wenn man nun mal schon Macht und Schere innehat - wo ist der Sinn, wenn man nicht zeigen darf, wie toll man damit etwas kaputtmachen kann? Aber vielleicht handelt es sich bei all dem ja doch nicht nur um das
Gestümper unsensibler Formatspriester mit dem Kunstverständnis
eines kackenden Wildschweins, sondern um die Kompensierung eines alten
Beschneidungstraumas: Lieber kastriere ich den Film, als dass der
Programmdirektor mir an die Eier packt! Das wäre noch zu verstehen.
Die Welt ist in Gefahr. Ein Invasion steht unmittelbar bevor. Der Moik und seine untoten Volksmutanten sind aus dem Hades der Unterhaltung aufgestiegen, um die Menschheit zu verblöden. Ihre Waffe: debile Fröhlichkeit. Ihre Mission: Jodeling all over the world. Erste Etappenziele auf dem Weg zur Weltherrschaft: Der Musikantenstadel marschiert in Australien ein und die Lustigen Masturbanten in Michigan/USA. Weitere Einsatzbefehle sollen folgen, drohen ARD und ZDF. Warum machen die das? Soll auf der anderen Hälfte der Erdkugel eine Armee schuhplattelnder Monster-Känguruhs gezüchtet werden? Planen Marianne und Michael den Bau einer Ranch für schunkelnde Krachleder-Cowboys? Oder tun sie es aus purer Gemeinheit, um das Bild des Deutschen im Ausland endgültig zur bratwurstfressenden Biersaufmaschiene zu degradieren? Denn mal ganz ehrlich: Was soll der unbedarfte Ausländer wohl denken, wenn ihm im Kultur - Austauschprogramm als germanisches Kleinod eine Batterie doppelt gelifteter Gute - Laune - Zombies aus der intellektuellen Sahel-Zone präsentiert wird? In zugekitschten Trachtenfummeln, die nicht mal die Milka-Kuh auf dem Tuntenball der Farbenblinden anziehen würde? Wer einmal in Bush Gardens, Disneyland oder einem der anderen amerikanischen Heideparks gewesen ist und sich dort im Euro-Park die deutsche Ecke angucken durfte, der weiß, dass der Plan aufgeht. Im Auge des durchschnittlich gebildeten US-Bürgers, der Holland für die Hauptstadt von London hält, ist Deutschland eine Mischung aus geschlossener Psychiatrie und Schlumpfendorf, wo alle Bewohner in einer Form nie enden wollenden epileptisch-masochistischen Ausdruckstanzes mit permanenter Alkoholvergiftung johlend und kreischend versuchen, die Evolutionsgeschichte ad absurdum zu führen. Hätten wir nicht die Autobahnen, wären wir bei denen völlig unten durch. Obwohl das Image des lustigen Doofmanns auch insofern von Vorteil sein
kann, als niemand mehr Interesse hat, uns zu erobern - wer will schon ein
Land voller Pflegefälle einnehmen? Andererseits könnten demnächst
ausländische Handelspartner anfangen, uns in Glasperlen zu bezahlen.
Man sollte halt doch etwas genauer nachdenken, wen man ausreisen lässt.
...Maren Gilzer hässlich wäre und kurze Beine hätte? Würde sie zum Buchstabenumdrehen auf einen Küchenhocker klettern und einen Sack über dem Kopf tragen müssen - oder wäre sie dann sowieso nur Fleischereifachverkäuferin geworden? Was wäre, wenn Dieter Thomas Heck damals nach seiner Ausbildung Gebrauchtwagenhändler geblieben wäre? Wäre er heute Schmier-Dealer des Monats in Harrys Autoschieber-Basar, oder müsste er aus Geldmangel inzwischen statt klobigem Goldkettchen die dicken Armreifen aus dem Kaugummi-Automaten am Handgelenk schütteln? Vor allem: Würden Sie ihm einen Opel Corsa abkaufen? Und wäre Matthias Steinbrück - Gott hab ihn selig - in der Lindenstraße nicht von pfannenschwingenden jugendlichen Maniacs kaputtgekloppt worden, würde er in der nächsten Folge mit beherzter Betroffenheit Holzkreuze an Bayerns Schultüren nageln oder würde er betrübt mit einem Windbeutel im Hintern zu Hause eine weitere Kerbe in seine Abfuhr-Latte schnitzen? Ich weiß das alles nicht. Aber ich mache mir halt so meine Gedanken. Auch wenn sie vielleicht etwas zu philosophisch sind. Aber stellen Sie sich doch mal vor, Ilona Christen wäre ein Mann. Gut, da würde sich wahrscheinlich nur die Kleidung ändern, das war ein schlechtes Beispiel. Aber stellen Sie sich vor, Max Schautzer hätte drei Köpfe. Müsste ich mich dann bei der "Goldenen Eins" deswegen immer dreimal übergeben oder wie sonst nur einmal? Und was, wenn David Letterman nie geboren worden wäre? Wer wäre dann Thomas Koschwitz? Fragen über Fragen. Wahrscheinlich habe ich nur was Falsches gegessen. Aber mal grundsätzlich: Hätte man das Fernsehen nie erfunden - wo würde man dann "Raumschiff Enterprise" wiederholen? Und was wäre, wenn ich diesen Text gar nicht erst geschrieben hätte?
Sie hätten eine tolle freie Seite für eigene Notizen gehabt.
Und einige Dutzend kulturbewusster Menschen müssten sich
jetzt nicht hinsetzen und erboste, wenngleich notwendige Leserbriefe darüber
schreiben, was für einen hanebüchenen Schwachsinn dieser dümmliche
Kalkofe-Tölpel da wieder verzapft hat. Viel Mühe und Porto hätten
gespart werden können. Es ist alles meine Schuld. Es tut mir leid.
Ding-Dong! Es klingelt. Wer mag das nur sein? Ein Glücksbote, der einen Millionengewinn überbringt? Aber Walter Sparbier ist tot. Ding-Dong! Schon wieder. Der Briefträger klingelt immer zweimal, das weiß ich aus dem Kino, und meistens gibt es dann Sex auf dem Küchentisch. Vielleicht sollte ich doch lieber aufmachen... Andererseits habe ich gar keinen Küchentisch. Ding-Dong! Seien wir mal ehrlich - wer könnte schon um diese Zeit bei mir klingeln? Kaum jemand, der Nettes mit sich bringt. Früher konnte man trotzdem ruhig aufmachen. Das Schlimmste, was einem damals bei unvorsichtigem öffnen der heimischen Eingangsschranke entgegenlächeln konnte, war vielleicht die vollgeschmierte Spachtelfresse der dicken Avon-Beraterin oder das leicht deformierte Gesichtsübungfeld eines mehrfach gesetzes- und nasenbrüchigen jungen Mannes mit einem tätowierten Schweinekotelett auf der Schulter, der fragte, ob man etwa was gegen die Wiedereingliederung ehemaliger Strafgefangener hätte. (Sagte man ja, war man ein blödes Schwein, bei nein ein guter Mensch mit einem Dutzend neuer Zeitschriften im Abonnement.) Manchmal standen da auch zwei leicht debil lächelnde Wachturm-Halter in korrekter 70er-Jahre-Vertreterkleidung und fragten, ob man nicht vielleicht Lust hätte, zusammen mit ihnen und Jehova in einem günstigen Mietparadies die Ewigkeit zu verbringen und Löwen im Orangenhein zu kraulen. Ding-Dong! Aber so harmlose Leute klingeln heute nicht mehr. Statistisch gesehen erwartet einen in 80% der Fälle ein Kamerateam von RTL oder SAT.1 vor der Tür, das eine knuffige "Verzeih mir" - oder "Besorg's mir" - Botschaft überbringen will - und neun von zehn der Leute, bei denen sie gerade bimmeln, waren gerade kacken. Ding-Dong! Ding-Dong! Oh, mein Gott - jetzt weiß ich, wer es ist: Ilona Christen! Haben Sie nicht auch die Werbung gesehen? Da flattert die knallkompetente Enthüllungsjournalistin derzeit wie ein auf Drogen gesetzter Zitronenfalter von Ort zu Ort und zwingt die Bevölkerung zu Aussagen darüber, wie sie mit Arschi-Futur oder so ähnlich selbst die hartnäckigsten Flecken aus der Unterhose gekriegt haben. Ding-Dong! Nein, das ist mir zu riskant. Und selbst auf die Gefahr hin,
dass es mal wieder doch nur Cindy Crawford ist, die mich fragt, ob
ich ihr eine Tasse Zucker borgen oder etwas gegen ihre sexuelle Frustration
tun könnte - ich mach' nicht mehr auf!
Wir befinden uns im Jahr 1995 nach Christus. Ganz Frankreich ist von intelligenten Lebewesen besetzt... Ganz Frankreich? Nein! Eine von unbeugsamen Größenwahn besessene Regierung hört nicht auf, der Vernunft Widerstand zu leisten... So oder ähnlich werden wahrscheinlich in 50 oder 100 Jahren die lustigen Comic-Abenteuer des Galliers Jacqcherax beginnen, der ganz allein gegen den Rest der Welt um das Recht auf die individuelle Entfaltung seines ganz persönlichen Irrsinns streitet. Sein Plan: Stück für Stück die Erde um Frankreich herum wegzusprengen - nicht aus Bosheit, sondern einfach, weil er meint, das nun mal zu dürfen. Unterstützt wird er von einer Handvoll debiler Abgeordneter, seinem dickwanstigen deutschen Freund Kohlix (der seinen Plan zwar eigentlich gar nicht gutheißt, aber zu einfältig ist, ihm diesen auszureden) und dem zwirbelbärtigen Troubadour Möllemax (der einfach alles mitmacht, solange er am lautesten singen darf). Wäre ein schönen Comic - aber gibt es ja leider schon in der Realität. Ein kleiner Franzos' schnappt sich eine faul im Ozean herumlümmelnde Insel, schwingt gebieterisch sein Baguette-Zepter und beschließt, dort Hiroshima als Musical aufzuführen. "Je le bomb kaputt!" feixt er mit einem keck-gewitzten "Na und - ich will aber!" Gut, einem Kind hätte man dieses trotzige Verhalten kurzerhand aus dem Arsch herausversohlt, aber was macht man mit einem ja doch schon mehrfach volljährigen Staatspräsidenten? Boykott der franzigen Verkaufsartikel? (Keine Gefahr, der Deutsche kann nicht lange ohne überbackenen Camembert leben.) Etwa lasterweise Empörungskarten schreiben? (Da lacht sich der Jacques ein Geäst, zündet alle an und trägt dabei ein "Ich hasse Altpapier"-T-Shirt!) Nicht mehr bei Shell tanken? (Warum nicht? Das hat schon einmal geklappt!) Am schönsten wäre es natürlich, man könnte die Froschmampfer
anhand gefälschter Straßenkarten dazu bringen, aus Versehen
den Louvre, Chiracs Schrebergarten oder die Provence wegzusprengen, aber
da spielt der ADAC nicht mit. Sollte jedoch wirklich gar nichts funktionieren:
Wie wär's denn mit ein paar zünftigen Atomtests im "Musikantenstadl"?
Die sind dort so fröhlich, die merken das gar nicht und würden
sich sogar noch über die Bombenstimmung freuen. Und das Tollste: Kein
Mensch würde protestieren!
"Lassie hat Durchfall - ich glaube, irgendwo bricht wieder ein Staudamm!" Welchem Kind fiel vor 20 Jahren wohl nicht vor Spannung die Zahnklammer in den Plantagentrunk, wenn die amerikanische Mutter Beimer ihrem kotzniedlichen Klischee-Bratzen Timmy beim selbstgebackenen Apfelkuchen diese Hiobsbotschaft überbrachte. Gut, dem kindlichen TV-Konsumenten sei es nachzusehen, dass er den IQ der sabbernden Chappi-Fressmaschine mit dem eines Atomphysikers gleichsetzte. Erschreckend aber ist, dass sogenannte Erwachsene es heute noch genauso tun: "Ein Hund ist mir lieber als mancher Mensch. Meine Frau hat mich betrogen, aber mein kleiner Furzel noch nie!" Okay, unser schwanzwedelnder Freund trägt auch keine kurzen Röcke und kann die Tür nicht öffnen, wenn der Postbote klingelt - aber wenn nur einer seiner Kläffer-Kumpel im Scheidungsrecht bewandert wäre, würde er seinem Herrchen den Arsch aus der Hose klagen, das ist mal sicher. Fragt man sich, was dann diese ganzen Viecher-Serien im Fernsehen so attraktiv macht. Die Erkenntnis, dass die meisten Menschen doofer sind als ein Meerschweinchen von der Mittelschule? Quatsch, um das zu erfahren, kann ich auch das "Glücksrad" gucken. Außerdem sind die gar nicht so clever - wir hatten früher auch einen Dackel, aber da mussten wir schon applaudieren, wenn er beim Pinkeln nicht auf die Fresse fiel. Trotzdem entblöden sich die deutschen Serien-Produzenten nicht, als neuste Mode sogar knifflige Mordfälle von den filzigen Zecken-Wohnheimen aufklären zu lassen: "Kommissar Rex", "Zwei Partner auf sechs Pfoten", "Trio mit zwei Hirnen" oder wie immer diese Wauwau-Thriller heißen mögen... und wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Derrick auch seinen Treppenterrier Harry an der Leine führt: "Ich glaube, ich muss mal, Stephan!" - "Ich weiß, Harry! Wir gehen gleich am Tatort Gassi!" Und was passiert, wenn Mopsy Mops als Berater des Präsidenten out
ist und sogar Flipper, die freiwillige Thunfischeinlage, keinen Job mehr
als Gehirnchirurg bekommt? Dann sind die Randgruppen dran: Karlotta, die
Killer-Kuh - Agent Alfonso, Amöbe im Dienst des FBI - Henry: ein halbes
Hähnchen dreht durch - usw. Aber eins verspreche ich: Spätestens,
wenn "Kommissar Bandwurm - zwei Partner und ein Lokus" kommt, melde ich
mein Gerät ab!
Die Geschichte des Fernsehens ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Dabei hat dieser kleine Kasten vielleicht mehr für die Verblödung der Menschheit getan als jedes andere Medium. Doch wie wird seine Zukunft aussehen? Was wird unser flimmernder Lebensabschnittsgefährte beispielsweise im Jahr 2000 zu bieten haben? So viele neue Sackgassen stehe ihm offen - für welche wird er sich entscheiden? Betrachtet man Entwicklungen wie die des Resteverwerters Super RTL, der "innovativ" für eine Ferkelei hält und 100% seines Programms aus der Tupperschale des Muttersenders bestückt, scheint seine Zukunft ja mehr im Futur II ("Ich werde es schon mal gesehen haben") zu liegen. "Interaktives Fernsehen! Der Zuschauer wird aktiv in das Geschehen auf dem Bildschirm eingreifen können!", hört man die Medien-Visionäre allerorten aus dem Kaffeesatz fabulieren. Wie soll ich das verstehen? Ich kann von meinem Sessel aus Ilona Christen einen Eimer über den Kopf stülpen? Bei Alfredissimo in die Suppe spucken? Derrick einen Stuhl anbieten? Oder kann ich nun endlich bei Hans Meiser ganz laut "Schnauze, ihr Idioten!" in das Studio brüllen? Keine Ahnung, wahrscheinlich wieder mal gar nichts davon. Das Interaktivste wird auch in hundert Jahren noch bleiben, den Abschaltknopf zu drücken oder beim Puppen-Theater "Vorsicht, Kasper, das Krokodil!" zu rufen. Wo sich allerdings einiges tun wird, ist der Bereich Game-Show. Da es
döfer als heute ohnehin nicht mehr geht und man außer den Goldreserven
von Fort Knox bereits alle möglichen Geldpreise verballert hat, werden
Leben und Gesundheit an erster Stelle stehen: "Operier mir!" - die lustige
Transplantations-Show mit acht bleichen Kandidaten am Gute-Laune-Tropf,
die um eine Spenderniere spielen. "Traum-Selbstmord": vier Suizid-Kandidaten
im Depressions-Contest auf dem Dach eines Wolkenkratzers - der Gewinner
wird geschubst. Oder auch "Familien-Duell 2000": "Werner, ich setze meine
Schwägerin und meinen zweiten Sohn!" - "Spannend, Helga - das ist
eine Master-Frage! Wenn Du die falsch beantwortest, müssen wir sie
leider erschießen!" Und falls die Quoten sinken, nehmen die Sender
Geiseln: "Bleiben Sie dran - oder wir jagen einen Kindergarten in die Luft!"
Brave New Bullshit.
Pralle Hintern wölben sich in engen Shorts, bleiche Häute erröten pustelnd in den ersten Sonnenstrahlen und pappende Einweg-Kameras klicksen Bilder von grinsenden Dorftrotteln vor taubenschissverzierten Ortseingangsschildern: Es ist Urlaubszeit! Horden entseelter Pauschal-Idioten zwängen sich in fliegende Sitzbatterien, um in zubetonierte Arschloch-Ghettos transportiert zu werden, wo sie ihr alltägliches Spießerleben mit Sonnenöl und Jägerschnitzel bei 30 Grad im Schatten in gewohnter Tumbheit fortsetzen und das Bild des Deutschen im Ausland um ein paar Dutzend Peinlichkeiten anreichern. Andere sagen: "Wozu in die Ferne scheißen, wenn das eigne Klo so nah?" - und kaufen sich ein sogenanntes "Ferienappartement". Meist eine mickrige Karnickelbutze mit rustikaler Einrichtungsparodie, Kochnische und Nasszellen in einem 34-Parteien-Betoncontainer im Gewerbegebiet von Cotzhaven oder Bad Leckmichdoch. Diese muffigen Existenzgruben sind gewöhnlich noch hässlicher und deprimierender als die jeweiligen Hauptwohnsitze der bedauernswerten Gestalten und würden von Amnesty International noch nicht einmal als Einzelhaft-Zelle für Kriegsverbrecher zugelassen, gelten ob ihrer höchst zweifelhaften Lage beim stolzen Besitzer aber als Ort der Entspannung. Genauso gut kann man ein Furunkel am Arsch als Schönheitsfleck verkaufen. Aber andererseits - was soll man sonst während der Ferienmonate tun? Fernsehen ist ja quasi unmöglich, da alle Sendungen Sommerpause machen. Maggie Schreinemakers lässt sich in der Karibik die Hühneraugen wegschmirgeln, Carrell fliegt zum Ideenklauen in die Staaten und Maren Gilzer erkundigt sich erst einmal, wieviel Konsonauten in URLAUB sind. Ein Blick auf die Uhr, ein "Huch, es ist ja schon Sommer" und der Star wird zum Beamten, lässt die Griffel fallen und verpisst sich. Der zurückgebliebene Zuschauer aber macht das Gerät an, sieht das Gebisswackeln von Peter Steiner als 17. Wiederholung und denkt: "Mein Gott - muss ich schon sterben und sehe die schlimmsten Shows noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeiziehen?" Da nimmt man dann doch lieber die paar Wochen Abschiebehaft nach Mallorca
in Kauf.
Wissen Sie schon, was man am 13. Mai 2045 in Deutschland feiern wird? 50 Jahre "Letzter Platz beim Grand Prix"! Huarrhahahahahaha! Och, denken Sie sicher, was ist der Kalkofe doof und macht sich lustig über so eine alte Kamelle, ist doch schon Wochen her. Hihi - aber das ist ja der Witz! Gerade jetzt, wo langsam die Schmach schwindet und das grandiose Loser-Duo "Stone & Stone" (oder war es "Asche zu Asche"?) sich endlich wieder ohne die Papiertüte über dem Kopf zum Einkaufen traut, hole ich gemeiner Hund noch einmal die Häme aus der Hose. Welch ein Spaß! Oh, was war das für eine Nacht: Allemagne - pas de points! Von keinem! Eine ehrliche Niederlage, aufrecht in die Schnetzelmaschine hüpfend, heroisch vergeigt im Orchestergraben der Geschichte. Doch dann plötzlich: der finale Rettungspunkt von Malta! War es Gnade? Sarkasmus? Oder sind die Malteser einfach nur nette Leute mit einem Scheiß-Geschmack? Was auch immer - auf jeden Fall verdarben sie uns doch ein wenig die schönste Pleite der Schlager-Historie, und das nehme ich ihnen übel. Doch wie kam es zu dem Lala-Debakel? Bisher musste das TV-Publikum selbst aus einem Haufen trällernder Flitzpiepen auswählen, welche Versager beim Nulpen-Contest wohl am wenigsten Schaden anrichten würden. Wenn dann von den Trotteln wie üblich alle Siegeschancen in die Rabatten geträllert wurden, konnten sich die Redakteure überheblich zurücklehnen und sagen: "Wusst' ich's doch, die Zuschauer sind ganz einfach zu blöd!" Tja, diesmal aber wollten die grinsenden Programmverbrecher das Schicksal selbst in die Flop-erprobten linken Händen nehmen, wählten höchstpersönlich aus, und schon war die Kacke am Dampfen, dass man nicht mal mehr die Notspülung drücken konnte, ohne sich die Griffel zu verbrennen. Huhuhaha... Entschuldigung! Okay, hören wir auf, immer nur zu spotten, und fangen wir an, konstruktiv
zu sein. Hier mein Vorschlag für den garantierten Sieg im nächsten
Jahr: Ein zwölfjähriges blindes Mädchen ohne Füße,
aber mit viel Sonne im Hacken, auf dem Arm einen angefahrenen Zwergbernhardiner,
begleitet von einem taubstummen Streicher-Quintett, singt "Ein bisschen
Friede, ein bisschen Freude, ein bisschen Eierkuchen" - und wenn
Malta uns die 12 gibt, fängt Ralph Siegel an zu weinen. Ich freu'
mich drauf.
Kennen Sie auch diese gruseligen Science-Fiction-Filme, in denen quaddelnde Schleimbeutel vom Saturn oder angebrannte Pizzataschen vom Mars auf der Erde landen und die Körper der Menschen übernehmen, bis alle mit dösigem Blick rumlaufen wie ein Schalterbeamter in der Mittagspause? Nun, ich befürchte, diese Horrorvision ist bereits Realität geworden. Die Außerirdischen haben unsere Fernsehstationen besetzt, sie moderieren Gameshows und ernähren sich vom Gehirn der Kandidaten und Zuschauer. Eine einzige Folge von "Der Preis ist heiß" entspricht beispielsweise der Wochenration einer Großfamilie extraterristischer Cerebrum-Schlürfer: Ein Diätpulver-verseuchter Holländer, ein durchgeknallter Marktschreier, bescheuerte Kandidaten, die mit ihrem Vollidioten-Wissen um die Preise aus den letzten Aldi-Prospekten protzen, und jubelndes Publikum aus der geschlossenen Abteilung, das in orgiastische Ekstase gerät, wenn Opa Knorpelsack auf der Bühne den richtigen Verkaufswert einer Packung Schmelzkäse errät - da muss doch vorher einer den Leuten am Kleinhirn gelutscht haben! Oder die "100.000 Mark Show". Vier Pärchen müssen tierisch gut drauf sein und sich dabei ein Loch ins Knie bohren, den Kopf aufsägen oder eine Handgranate in den Hintern stecken. Wer sich am lächerlichsten macht, hat gewonnen - Doofheit siegt! Und wer einmal gesehen hat, wie bei "Peter Steiners Gerontenstadl" die Zuschauer im Saal klatschend ein kafkaeskes Zombie-Ballet in die Sitze schunkeln, während sich vorne grinsende Homo-sapiens-Parodien mit fetten Ärschen in engen Lederhosen die Klöten dickjodeln, der weiß, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Was soll das also alles? Will das Fernsehen uns zeigen, dass die
Geschichte der Zivilisation darin mündet, dass letztendlich Blödheit
belohnt wird? Dass debile Dorftrottel, die ihre Hose nur mit Hilfe
eines Zivildienstleistenden zukriegen, im Fernsehen zu Helden der Moderne
erhoben und innovative Denker zu langweiligen Stinkern degradiert werden?
"Aha, schön, Sie haben ein Mittel gegen Krebs erfunden. Nett - aber
wissen Sie auch, was diese rosa Frottee-Schlüpfer mit Eingriff kosten?
Nicht? Dann verpiss dich, Versager!" - Nein, danke. Beam mich weg
hier, Scotty!
Eine Ode an die Frau im Fernsehen Ich möchte Maren Gilzer heiraten. Sie hat tolle Beine, lächelt immer und schmutzt nicht. Vor allem aber ist sie stumm und hat einen festen Job beim Fernsehen. Gut, sie dreht nur Buchstaben um, aber immer noch besser als Autos aufbrechen oder mit Drogen handeln. Und bestimmt kann sie auch bügeln. Und kochen. Oder wenigstens die Nummer vom Pizza-Dienst wählen. Ich glaube, ich bin verliebt. Ist so die "deutsche Frau"? Man kommt ja kaum noch raus, da muss man sich ein wenig auf das verlassen, was im Fernsehen als repräsentativer Querschnitt gezeigt wird. Sind die Straßen demnach also wirklich voll von schlanken, mandelnasigen Schönheiten, mit der attraktiven Leere im Kopf und dem verlockenden "Besorg's mir, ich bin dumm wie Brot"-Blick in den Augen? Oder sind sie doch mehr wie Ilona Christen? Dann bleibe ich lieber drinnen. Die sieht aus wie 'ne Gouvernante mit Designerbrille und guckt immer so, als wolle sie sagen: "Na, kleiner Mann,weißt du eigentlich, dass ich viel smarter bin als du? Und übrigens - welche Erfahrungen hast du denn mit Ariel futur gemacht?" Nein danke, da wasch ich mir die Hemden lieber selber.Aber was für eine Art Frau könnte es denn sonst geben? Ach ja, da ist noch die dusselige Kuh, die morgens ihrem Lover telefonisch einen Anschiss verpasst, weil er ihre dämliche Drecksmargarine aufgefressen hat! Und Witta Pohl. Für diesen Typus ist ja meines Wissens nach mal der Ausdruck "Schreckschraube" geprägt worden. Die robuste Übermutter, die mit beiden Stützstrümpfen voll im Leben steht, wenn es sein muss auch mal eine Kuh K.O. schlägt und jeden Sohn lieber Schwul werden lässt - aber nach Feierabend ist sie doch ganz "Frau" und macht Werbung für Geschirrspülmittel. Soll das wirklich schon alles sein? Und falls nicht - warum beschwert sich keiner? Haben etwa die weiblichen Bevökerungsteilnehmer resigniert das Handtuch geworfen und vor der Blödigkeit der Medien kapituliert? Oder sind die Erfolge der Emanzipation bereits wenige Jahre vor der Jahrtausendwende von schleimig-grinsenden Fernsehredakteuren in die Flucht geschlagen worden? Keine Ahnung. Ich bleibe ratlos und bete zum lieben Gott, dass die
echten Frauen niemals zu solchen Parodien ihres eigenen Geschlechts werden,
wie sie uns täglich vom Fernsehen vorgegaukelt werden.
Oje, sind sie jetzt beleidigt? Hey, nicht weinen, ich meinte doch gar nicht Sie, sondern den doofen Typen, der das Heft vor Ihnen gekauft hat! Der so nach Fisch roch und beide Beine nachzog. Wieder alles okay? Gut, das war aber knapp - denn derart plakative Aphorismen, egal wie lieb gemeint, können ganz schön teuer werden. Ich erinnere mich da an den Fall eines befreundeten TV-Satirikers, der kürzlich einen nordischen Schunkelkomiker ob seiner ehemaligen Pummeligkeit mit einem unförmigen Bratfleischgericht verglich und ihm aufgrund dieser unfairen Verbalinjurie eine Sühnezahlung von mehreren tausend Talern entrichten sollte. "Recht so!", werden Sie vielleicht sagen. "Das blöde Schwein soll bluten, wenn es nicht seine unhöflich gehässige Schnauze halten kann!" Andererseits: Als Kind ging man weitaus vernünftiger mit solchen Angriffen um. Sagte einer "Doofmann", erwiderte man spitzbübisch "Selber Doofmann!", und wie ein Bumerang kehrte die sprachliche Schandtat zum Verbalverbrecher zurück und besudelte sein Antlitz. Als Erwachsener hingegen verklagt man ihn und finanziert sich mit dem Schmerzensgeld den Urlaub. Wenn Sie also Kohle brauchen, gehen Sie einfach im Hochsommer in einen überfüllten Bäckerladen, und furzen Sie heimlich so 30 bis 50 mal, bis es irgendeiner nicht mehr aushält und schreit: "Sie alte Sau!" Bingo - 2000 DM. Doch da stellt sich mir eine andere Frage: Sollte wirklich nur der Beleidiger
verklagt werden dürfen? Und was ist mit dem Verursacher? Beschimpft
man beispielsweise Max Schautzer als "eierköpfiges Grinse-Zäpfchen
mit dem Charisma eines angelutschten Hustenbollchens und Träger der
Peter-Maffay-Gedächtniswarze", so wäre dies fraglos gemein, aber
inhaltlich ja nun auch nicht völlig falsch. Oder wie lange darf zum
Beispieldie bedirndelte Carolin Reiber GEZ-Gebühren in den Gulli grinsen
und mit ihren Moderationen aus dem "Labern nach Zahlen"-Buch die Intelligenz
der Zuschauer beleidigen, bis man gefahrlos sagen darf, dass das alles
gequirlte Scheiße ist? Wissen Sie es? Nein? Sie wissen aber auch
gar nichts, Sie dämliche Arschgeige... Oops!
Ein lautloser Killer geht um! Keiner hat ihn je gesehen, keiner weiß, wie er aussieht. Aber er tötet erbarmungslos.Sein Name ist Quote, Einschalt-Quote. Er befällt Sendungen und ist quasi der Aids-Virus der Fernsehlandschaft.Kurios: Je weniger er erscheint, desto gefährlicher ist er. Das Heimtückischste an ihm: Es gibt keinen Schutz. Er wird automatisch via Äther übertragen und befällt seine Opfer bei der Erstausstrahlung. Ist der Patient Sendung infiziert, so muss garantiert sein, dass die Quotenkörperchen bei der täglichen Arbeit einen bestimmten Wert nicht unterschreitet - sonst Exitus. Grausam, nicht wahr? Und täglich lesen wir in der Bildzeitung
von neuen Opfern:OJE - ELSTNER SCHON WIEDER KAPUTT! OOPS - BECKMANN ZERBRÖSELT!
IGITT - CARELL JUCKT DER SACK! Aber erst wenn wir weiterlesen, entdecken
wir das wirklich Perfide: Wir Selbst sollen die Quote sein! Das heißt,
nicht wirklich wir, sondern inzwischen 4400 repräsentative Wirs, die
im Auftrag der GfK(Gesellschaft für Kwotenmessung) als lebender Durschnitt
für uns die Verantwortung übernehmen müssen. Sich ihrer
Macht wahrscheinlich nicht bewusst, entscheiden die kleinen Halbgötter
in Jogginghosen daheim auf dem Sofa zwischen der dritten Tüte Chips
und dem zwölften Furz über Leben und Tod. Gleichzeitig sagen Sie
uns, was Wir mögen, denn sie sind Ihre und meine gesetzlichen Vertreter
am Messgerät. Wenn ich die Ergebnisse richtig deute, heißt
das für mich: Ich liebe Hans Meiser, informiere mich über neue
Wörter im "Glücksrad", krieg 'nen Ständer bei Ilona Christen
und tanze auf dem Tisch beim "Musikantenstadl". Mhm... war mir noch gar
nicht aufgefallen. Aber es kann auch sein, dass durch Zufall 4400
Vollidioten mit dem Quotenmesser ausgerüstet wurden? Das ist statistisch
gesehen unwahrscheinlich? Okay, in Edemissen auf dem Gemeindfest beim Sackhüpfen
vom Blitz getroffen zu werden ist es auch - und trotzdem ist es wahrscheinlich
schon mal passiert. Nun, was auch immer - eines ist klar: Keine Sendung
kann ohne Quote leben. Das Fernsehen braucht uns. Wer nicht guckt, tötet.
Darum: Retten Sie leben! Schalten Sie niemals ab!
Möglich. Aber sind sie auch so doof, wie das Fernsehen es uns weismachen will? Finden sie es wirklich cool, wenn hoppelnde Pubertätsverweigerer aus Gewissensgründen mit verkehrtrum aufgesetzter Baseballmütze auf dem Bildschirm versuchen, ihre schlechten Noten im Mündlichen zu verbessem? lst es spannend, wenn über Telefon die zugeknisterte Stimme eines lispelnden Gehirn-Azubis mit Betonspange in der Fresse verrauschte "Hoch- runter" Befehle stottert, während wir die neuesten Verbrechen der Videospiel-lndustrie miterleben müssen? Und fahren die Kids überhaupt noch ab auf Spiele wie "Schweineschlachten mit den Mario Brüdern", "Erbsen zählen mit dem KnightRider" oder "Eierschaukeln mit Donkey Kong"? Vorbei scheint auch die schöne Zeit als harmlos in die Luft gesprengte Miezekatzen und von Felsen zermalmte Kojoten die Zeichentrickserien verschönten - heute sind es entweder atombombenbeladene Mutanten-Toaster aus Japan oder kulleraugige Knuddelmöpse aus der Disney Legebatterie für Kuscheltier-Vermarktung. Keine Ahnung, was davon widerlicher ist. Doch welcher Jugendliche entwickelt wohl keine Gewaltphantasien, wenn in einer ihm zugedachten Sendung ein Fledermausohriger Cartoon-Eumel namens "Hugo" mit fettem Arsch und Riesenmauken durch die Gegend hüpft und körperlich schmerzende Schüttelreime aus dem Lyrik-Nirvana daherbrabbelt? Oder wenn in "X-Base" grobmotorische Backfische crazy gut drauf sind, mit den Armen fuchteln wie Joe Cocker bei der Krankengymnastik und dabei pseudocooles Mantafahrer-Englisch speaken wie ein Strassen-Rapper aus 'ner Ummelner Reihenhaussiedlung? Und reicht eine siffige Strickmütze über dem gelbbesprühten Schmierhaar denn heute wirklich schon aus, um aus einer koksnasigen Mitesserplantage einen Teenie-Schwarm zu machen, Herr Bokelberg? Aus Kindern werden Leute. Das ist zu befürchten. Nur, was für welche, bei der Vergangenheit? Ein weiser indianischer Redakteur sagte einmal selbstkritisch:"Wir machen Sendungen, als hätten wir noch ein paar Kinder im Kofferraum." Ein Gedanke, der betroffen macht. Gottverdammt, es ist Freitag! Es gibt kein Entrinnen. Der Nachmittag
naht, die Stifte plumpsen aus den Griffeln, die Kaffeemaschine bläht
ein letztes "Pffft!" in die stinkende Büroküche, und garantiert
entbindet sich irgendein dämlicher Kollege nicht, die Frage zu stellen:
"Na, was machst du denn am Wochenende? Ich fahr' mit Caro, dem Model aus'm
Pupasch, nach Paris, Hühnerfüsse essen beim Pierre-Olaf im Chez
Pipi, ein bisschen dancen und relaxen. Und du?" Gute Frage. Zu faul
zum Reisen, zu dick zum Tanzen, zu hässlich zum Frauen-Aufreissen,
zu doof zum Eierlegen - also, was tun als alleinstehender Durchschnittsversager?
Klar, man flanscht sich wie jede Woche mit einem Kasten Bier und einer
Dose Gurken ins Sofa und guckt sich in der Glotze an, wie romantisch die
anderen leben. Freitag zum Beispiel im ZDF: Sascha Hehn, der sprechende
Schmalzkringel, als Frauenarzt in "Beine breit, Frau Stirnima - Ein Gynäkologe
zum Knutschen!" - die Serie zum Einlauf. Geschlechtsverkehr auf Krankenschein,
garantiert noch schmieriger als ein platzendes Eiterfurunkel im Wartezimmer
- wunderbar geeignet als Aperitif zum obligatorischen Knatterstreifen-Marathon
zur Mittermacht auf SAT l: "Zwei Titten im Dreivierteltakt", "Hurra - die
Hose klemmt " und zum Ende "Sechs Möpse im Schwedenheim" mit Gottlieb
Wendehals als notgeiler Pauschalreisen-Animateur, der mit einem Gummihuhn
verlobt ist. Der ideale Trost für alle Alleingebliebenen, denn wer
einmal Zachi Noy und Bea Fiedler beim Begattungsversuch gesehen hat, der
ist froh, ein Single zu sein. Am Samstag gibt es dann den Zwangsverkupplungs-Overkill.
Egal, ob "Traum oder Abend", "Flitterliebe" oder " Geldhochzeit". Hilflos
muss man mitansehen, wie unschuldige Beziehungsteilnehmer dem Quotengott
dargeboten und in zukünftige Scheidungsopfer verwandelt werden. Oder
man guckt die Kotzbrockenparade "Mann-oh-Mann" in der aufgebrezelte Chauvi-Schnitten
im Schaumwein-Koller aus einer Horde selbstverliebter Männer-Parodien
die Arschgeige des Abends wählen. Womit man sich den Abend auch vergeigt.
Am Sonntag ist man reif für das Zölibat, verbringt den Tag zitternd
in einem Bett nahe der Toilette und zählt die Stunden bis zum Montag,
wenn man endlich wieder arbeiten darf und nicht mehr fernsehen muss. Vielen
Dank!
Mia fällt oin Oi aus meine Hos - die Jecke, die sind wieder los! Tätä tätä tätä! Herzlich willkommen zur gefährlichsten Jahreszeit - dem Karneval. Volle Strassen mit noch volleren Menschen, die sich knollige, rote Papprunkeln in die Fresse flantschen, den Schlüpfer über die Rübe ziehen und laut an der Tankstelle "Ole, wir fahren in'n Puff nach Barcelona" gröhlen, während sie mit dem Oberkörper schon über dem Ölauffangbecken hängen. Frustrierte Sparkassenangestellte schütten sich so lange "Schlüpfer-Stürmer", " Sockenqualmer" oder andere Phantasie-Alkoholika auf Spiritusbasis in den Hals, bis man mit ihrem Blut ein Moped antreiben könnte. Egal, ob einem gerade der Dackel vom Balkon gefallen ist, das rechte Bein amputiert wurde oder man einfach nur aus Gründen der Individualitätspflege nicht am kollektiven Frohsinndiktat teilnehmen möchte - wer dieser Tage die Straße allein und nicht in einer Pollonäse überquert, ist ein doofer Spielverderber und stinkt. Und schon jetzt läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, wie oft man mir wohl in dieser Woche im Fernsehen vorsingen wird, dass "der Erwin der Heidi von hinten an die Titten fasst (Ja, es sind die Titten, nicht die Schultern, bitte glauben Sie mir.) Auf jedem Sender wird ein Humor-Exekutions-Kommando namens Elferrat tagen, die Köpfe bedeckt mit diabolisch dreizackigen Witzabteitern. Mainz wird leider weiter Mainz bleiben, selbst wenn dort schon lange keiner mehr singt oder lacht. Und auch dieses Jahr werden wir - wahrscheinlich - noch einmal den Dom in Kölle lassen. lOOOOmal wird ein ulkiges Tätä als Satzabschlusszeichen ertönen, was in Wirklichkeit nicht mehr bedeutet als "Hallali, der Witz ist tot"? Keine Kugel, kein Knoblauch - und kein Kruzifix kann uns helfen,
wenn die Zombies der Heiterkeit einmal im Jahr aus ihren miefigen Gräbern
der Bürgerlichkeit aufsteigen, um uns in ihr Reich zu schunkeln. Wenn
Sie es überstehen wollen: Verhalten Sie sich unruhig, lassen Sie zur
Tarnung eine Luftschlange aus der Hose hängen und beten Sie, dass
uns die Regierung niemals den Aschermittwoch wegkürzt.
Nein, Oliver, du bleibst schön hier und machst deine garstige Sendung!" - "Aber Mama, die anderen dürfen auch alle... der Harald, der Thomas... " - "Na gut, aber erst schreibst du deine Kolumne zu Ende... und wasch dir die Hände, bevor du da hingehst!" Tja, jetzt ist es raus - SAT 1 kauft alle Häuser leer! Gut, RTL stellt sich noch doof ("Gott - wer ist weg? Ach der blonde Abzocker mit der Rudi-Völler-Frisur? War der überhaupt bei uns? Wenn ja, dann hätten wir ihn sowieso gefeuert, den mögen wir gar nicht!"), und in der ARD wird man nur wie bei jeder Krise sehr betroffen sein, drei Tage heulen und dann versuchen, Radio Bremen dichtzumachen. Aber bei all dem Trubel merkt keiner, was wirklich dahintersteckt - der"Plan-Plan" von SAT 1, um vom ewigen Zweiten zum Endlich-mal-Ersten oder Endgültig-Dritten zu mutieren: alle wichtigen Stars vom Markt wegkaufen und in die Speisekammer sperren, bis der kalte Wind der Geisterstädte über die Redaktionsflure der gegnerischen Sender bläst und Dr. Thoma vor dem Kölner Dom Würstchen mit RTL-Logo verkaufen muss. Und jetzt geht's natürlich erst richtig los - die Panik greift um sich! Wen holen sie sich als nächstes? "Äm, Herr Wickert, mit wem haben Sie denn da eben telefoniert? - Aha, Ihre kranke Tante... nicht SAT 1?...ach so..." Keiner bleibt mehr, wo er war. Elstner geht zu VOX, denen ist sowieso inzwischen alles scheißegal, Linda de Mol zum ZDF (Licht ausmachen und noch mal mit dem Lappen über die Tische wischen), und Schreinemakers verlässt SAT. 1, nur um sich wieder zurückkaufen zu lassen und wer nicht geholt wird, fragt selbst an. "Guten Tag, Lippert, ich bin hier ganz allein. Ich glaub, man hat mich vergessen, und da wollte ich nur mal fragen, ob ich nicht auch kommen kann... Zwei Millionen? Ja, ich denke, das kann ich aufbringen!" Sie lachen? Von mir aus - aber stellen Sie sich erst einmal vor, was passiert,
wenn bei den teuer eingekauften Altstars die ersten Fehler und Quotenbrüche
auftreten und Opel mit den Öffentlich-Rechtlichen eine Rückrufaktion
für Show-Moderatoren einleiten muss! Das wird ein Chaos!
Schatz, ich glaub ich krieg 'nen Sender "Mama, wo kommen eigentlich die vielen kleinen Sender her?" Schluck! Einer der Momente, die eine Mutter neben den Fragen "Was ist Sex?" und "Kannst du eigentlich noch was anderes kochen außer Dosensuppe?" wohl am meisten fürchtet. Wie erklärt man es seinem Kind? Da gibt es die Blumen und die Bienen, die Quoten und die Werbung, die Antenne und das Kabel... nein, nicht gut: Irgendwann war auf der Erde alles voller Schleim, aus dem erhoben sich die ersten Showmaster, grinsten und forderten die Primaten auf, sich gegenseitig mit der Keule auf den Kopf zu hauen, bis das Publikum lacht und dann... Mist, geht auch nicht. Nun, da war der liebe Gott, und der...nein, den wollen wir da lieber nicht mit reinziehen: Lassen wir also das unsinnige Erklären, hauen dem vorlauten Balg rechts und links eine runter für die dumme Frage und freuen uns einfach, dass es das Fernsehen gibt. Und jeden Tag wird es mehr. Wo einst nur zwei Sender mit ein paar verwandten Kleinstatiönchen eine glückliche Ätherfamilie bildeten, tummeln sich nun dutzende von Programmen. Es gibt etwas für jeden Geschmack und sogar für Geschmäcker, die es selbst noch gar nicht gibt. Und während wir so die Gedanken fliegen lassen, wird uns plötzlich alles klar, und wir erkennen eines der größten Wunder der Natur: Fernsehsender sind die erste Spezies, die sich durch Selbstbefriedigung fortpflanzt. Siehe RTL - das Luxemburger Elterntier ist derart in ich selbst verliebt, dass es sich niemals um einen Befruchtungspartner kümmern würde. Und trotzdem plupste irgendwann der kleine RTL2 aus der Mama - und schon bald kommt ein Brüderchen, Super RTL. Heißa, da wird Papa Thoma aber gucken, wenn die zwei Racker ihren ersten Kindergeburtstag feiern und all die anderen kleinen Sender einladen. ARD plus, Mega-mdr, Sat-Sat, PRO8 bis PRO14, ZDF2, VIX und VOXI, Alzheimer 1 - der Seniorenkanal, der Frauenkanal Schuh-TV... Bleibt die
Frage: Wie verhütet man bei Selbstempfängnis? Bei dem Narzismus
der Sender ist damit zu rechnen, dass wir in ein paar Jahren wahrscheinlich
mehr Programme haben, als Zuschauer! Dürre, kleine Fernsehstationen,
die hilflos nach Quoten japsen und elendig verhungern. Ein trauriges Bild.
Einziger Vorteil für den Konsumenten: Er kann die GEZ Gebühren
als Spende absetzen!
Pfui Fernsehen! Was muss ich da hören? Bei dir wird geschummelt? Okay, im Alltag kennen wir das ja, wenn die fette Schlachtersfrau mit dem ärmellosen Polyesterkittel ihre noch verbliebenen drei Finger mit in die Waagschale wirft, oder die zierliche Brünette mit der Modelfigur beim Ablegen ihres Wonder-Korsetts zur Miss Übergröße mutiert. Aber im Femsehen? Meinem väterlichen Freund in Zeiten der Lethargie und Einsamkeit? Unserem Fenster zur Realität? Dem Arbeitgeber selbstloser Philanthropen, die die Menschheit hier mit bildungsfördender Information, dort mit zerstreuender Unterhaltung beglücken wollen? Wie unfair! Jahre aufopfernder Schufterei für das seelische Wohlbefinden des Menschen hinter der Quote - und dann kommt ein dahergelaufener Hollywood- Schönling angeschissen, macht 'nen Quiz-Skandalfilm, und schon wird in den Medien die Redlichkeit des deutschen TVs mit schmutzigen Verdächtigungen besudelt. "Die Gäste bei Schreinemakers sind nicht echt!" - Na und? Die Zähne von Heinz Schenk doch auch nicht, und trotzdem war immer der Bembel voll. "Bei Ulla-Knapp-im-Schritt's 100.000-Kracher-Show werden die Spiele manipuliert. - Gott sei Dank, sonst wäre die Sendung wahrscheinlich noch beschissener. Oder ist etwa wirklich ALLES nur Täuschung? Besteht das Publikum bei "Der Preis ist heiß" gar nicht aus echten Freigängern der geschlossenen Psychiatrie, sondern nur aus gedopten Statisten vom Club der Anonymen Vollidioten? Spendet die GEZ heimlich ihre Millionen an hungernde Kinder? Kann Maren Gilzer sprechen und hat Stummelbeine? Ist Barbara Eligmann gar nicht Barbara Eligmann? Mein Weltbild zerbröselt. Vielleicht ist Lippert in Wirklichkeit auch gar kein schlechter Moderator und spielt uns allen nur etwas vor. Wäscht Ilona Christen ihre Schlüpfer privat gar nicht mit Ariel? Wäscht sie sie überhaupt? Iiiiih.. nein danke, ich möchte gar nicht weiter darüber nachdenken. Niemand wagte damals zu hinterfragen, wie Jesus es wohl geschafft hat, Wasser in Wein zu verwandeln. Vielleicht hatte Petrus ja einen Getränkemarkt? Fernsehen ist Glauben. Üben wir uns in Demut. |
Weitere Witze:
Gebührenordnung für Lehrkräfte Herr Der Ringe - anderer Regisseur Rotkäppchen (Sprachheilpädagoge) |
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