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Oliver Kalkofe schrieb alle zwei Wochen in TV-Spielfilm eine Kolumne
zum Thema Fernsehen. Darin verarschte er alles, was über die Mattscheibe
flimmerte. Bekannt ist er außerdem aus "Kalkofes Mattscheibe" - ein absolutes Muss für alle, die wissen, wie schlecht
unser Fernsehen teilweise ist. Hier sind nun die gesammelten Werke von 1996. Ihr findet außerdem auch die Werke von Kalkofes Mattscheibe aus dem Jahre 1995.
Frohe Ostern!
Warum eigentlich nicht! Mir ist jedenfalls jetzt nach Ostern! Ich möchte Hasen jagen, Lämmer essen und bei meinem Nachbarn bunte Eier gegen die Fenster werfen. Ich möchte über die Felder hüpfen, auf Krokusse treten und im Gras gefärbte Hundeköttel verstecken. Darauf hätte ich jetzt Lust. Aber nein - ich muss Weihnachten feiern! Nur weil "alle" das jetzt tun, und in den Kaufhäusern die länglichen Schokoladen-Skulpturen zur Zeit einen dicken roten Bierbauch-Seppl auf dem Staniolpapier haben anstatt eines fröhlichen Karnickels mit Eiern im Rucksack. Ja wer bin ich denn? Muss ich mir von anderen vorschreiben lassen, welches Fest ich zu feiern habe und in welcher Stimmung ich sein muss? Ich will aber nicht wie ein Schaf der Herde zur Krippe folgen oder mich wie ein Lemming vor den Rentierschlitten werfen. Ich möchte auch nicht mehr in einen Supermarkt gehen, um 100 Gramm Mortadella zu kaufen, nur um dort ohne Pause mit Weihnachtsliedern von Roger Whittaker berieselt zu werden und meinen Aufschnitt in Geschenkpapier verpackt bekommen. Zu einer Zeit, wo jede Ansammlung von zwei Fischbuden mit einer silbernen Lamettakette in der Auslage zum Weihnachtsmarkt mutiert, jeder Furz nach Spekulatius riecht und sich die Kollegen im Büro billigen Tüten-Rotwein mit Süßstoff in der Mikrowelle warmmachen und einem als Glühwein anbieten, da wäre es doch eigentlich ganz erfrischend, beispielsweise zum obligatorischen Betriebskomasaufen in der Firma mal nicht mit roter Zipfelmütze, sondern wuscheligen Hasenohren an der Rübe hereinzuhoppeln. Arbeitet man in der Hierarchie eher im Parterre der Erfolgspyramide, wird man als endgültig durchgeknallter Vollidiot gelten - gehört man zur Führungsebene, wird man die innovative Weitsicht eines Mannes bewundern, der schon immer seiner zeit ein paar Monate voraus war. Und erst das Fernsehen: Schon jetzt graut mir davor, dass im Dezember
in jeder großen Show irgendein längst vergessen gehoffter Promi
am Ende als Weihnachtsmann verkleidet seinen Sack ausschütteln wird,
am zweiten Feiertag wie immer doofe "Stars in der Manege" alberne Pferde
im Kreis laufen und Äpfel abdrücken lassen werden und kein Advent
vergehen wird, ohne dass auf mindestens vier Sendern ein Wiener Jungeunuchen-Chor
"Stille Nacht" gesungen hat. Ohne mich! Singt Halleluja beim Wasserlassen,
hackt Bäume um und behängt den toten Torso mit farbigen Plastik-Kitsch
und packt den Verstand in Goldpapier - ich geh' jetzt Eier bemalen!
Kaffee, Koks & Kinderschokolade Soweit zum Inhalt der Pausenbrottasche eines durchschnittlichen Viva-Moderators. Und das muss auch gar keine dicke Mami am Suppentopf überraschen, die all diese grünhaarig nasengepiercten Hibbelköppe mit dem debilen Dauergrinsen bisher immer für ganz anständige Furzknoten gehalten hat. So ist das nun mal in den Medien. Ohne Drogen läuft da nix. Oder glauben Sie etwa, all diese irrwitzigen Game-Shows mit Gehirntod als Hauptpreis sind nach einer Tasse Hagebutten-Tee entstanden? Soviel Wahnsinn kann kein Mensch erfinden, wenn er nicht vorher wenigstens mal kurz mit der Nase über den Schreibtisch geschliddert ist. Es gibt Kölner Sender, da werden die kleinen weißen Kreativ-Linien so natürlich ungezwungen ausgeteilt, dass Besucher häufig unwissend davor stehenbleiben, weil sie sie für Zebrastreifen halten. Und wer von uns hat nicht mit einer Mischung aus Sensationsgier, Ekel und Langeweile in den Trash-Gazetten die Geschichte des frisch verknackten Hobby-Koksers Konstantin Wecker verfolgt? Wenn man denen glauben darf, muss der sich ja das Designer-Prickel-Pit säckeweise durch jede nur erdenkliche Körperöffnung gejagt haben, bis er irgendwann gutgelaunt mit einem Strohhalm im Hintern von der Polizei erwischt wurde. Doch wenn erst mal Gras über die ganze Sache geraucht ist, wird auch er auf der Bühne wieder klavierspielend mit der Sucht kokettieren können wie Juhnke mit der Whisky-Flasche. Denn so ist das Show-Business - und dem Publikum ist es ehrlich gesagt auch scheißegal, womit sich der ulkige Wicht im Scheinwerferlicht sein Leben versaut, Hauptsache man hat was zu lachen. Aber was ist denn eigentlich mit den Medien selbst? "Religion ist Opium
fürs Volk!" hat mal irgendein schlauer Apotheker gesagt - aber wenn
das stimmt, dann ist Fernsehen das Kokain für Sozialhilfeempfänger!
Obwohl man natürlich schon unterscheiden muss: Wo ein bisschen
Viva noch harmlos ist, quasi der Red Bull im Kabelnetz, oder MTV vielleicht
vor der Disco statt Crack oder Speed genommen wird, kann man das ZDF höchstens
als eine apothekenpflichtige Dosis Valium durchgehen lassen. Viva II und
VH-1 sind der selbstgewickelte Althippie-Joint, Kabel 1 ist Klebstoffschnüffeln
und die ARD ist kalter Kaffee. Doch egal, ob man sich Sat.1 drückt,
RTL einwirft oder auf das Methadon-Programm Video" umsteigt - gesund ist
das alles nicht!
Auch Claudia Schiffer muss mal kacken! Fiel mir nur gerade so ein. Weiß auch nicht, warum. Zugegeben, egal wie liebreizend so ein frisch gezapfter Schiffer-Dödel auch sein mag – es ist keine schöne Vorstellung, wenngleich auch eine unumstößliche Tatsache. Den Mageninhalt vom Vortag kann selbst David Copperfield nicht wegzaubern, da bleibt nur der Stuhlgang. Ich weiß, bestimmt würden Sie jetzt am liebsten hochroten Kopfes einen zu Recht erbosten Leserbrief über den zunehmenden Niveauverlust dieser sonst so heiter anmutenden Kolumne schreiben. Aber denken Sie vorher noch einmal zurück an heute morgen im Badezimmer – und beschweren Sie sich dann lieber bei der Natur, nicht bei mir! Ich nenne nur Fakten! Der liebe Gott hatte nun mal keine Designer-Ausbildung - er erschuf Cindy Crawford und die Sonne mit der gleichen Freude wie Ernst Mosch und Hämorrhoiden. Keiner kann umhin, im Leben auch jene ästhetisch weniger ansprechenden Dinge zu tun, von denen er seinen armaniumhäkelten Kollegen von der Kreativ-Agentur und deren aufgebrezelten Grinse-Schnittchen mit dem Knackarsch im Lackschlauch nur ungern beim Prosecco-Schlürfen auf der Sonntags-Vernissage erzählen würde. Ich glaube, Carolin Reiber hat unter ihrem Dirndl schon mal während der Sendung einen fahren lassen, was aber vom Publikum wahrscheinlich nur für ein verstimmtes Alphorn gehalten wurde. Sollte ich mich irren, betrachten Sie den letzten Satz als gegenstandslos. Glauben Sie mir: Auch wenn wir die großen Geschäfte auf den bundesdeutschen Aborten am liebsten verschwiegen unter den Kanalisationsdeckel kehren würden - wir alle betreiben sie. Sogar die ganz, ganz Wichtigen - auch im Fernsehen! Um ganz ehrlich zu sein: Mehr als 60 % der existierenden TV-Shows wurden auf dem Klo erfunden - und mindestens 90 % gehören dort auch schnellstens wieder runtergespült! Warum aber schreibe ich das eigentlich alles? Nun, es ist nicht mein
primäres Ziel, Ihnen, werte Leser, durch einen Text voller böser
Pfui-Worte den Appetit auf Ihre wohlverdienten Königsberger Klopse
zu verderben - vielmehr möchte ich auf Dinge aufmerksam machen, die
im argen liegen, zum Nachdenken anregen und kritisieren, ohne zu ermahnen...
Gut, Sie haben recht - wahrscheinlich bin ich aber einfach nur eine alte
Pottsau! Bitte verzeihen Sie mir.
Gibt es intelligentes Leben im All? Gute Frage, bisher habe ich noch nicht einmal hier welches entdeckt. Obwohl... haben Sie "Independence Day" gesehen? Von einem deutschen Regisseur, so eine Art intergalaktische Beziehungskomödie: Ein Kegelclub extraterrestrischer Schleimbeutel, ich glaube gespielt von Katja Riemann, macht eine Butterfahrt auf die Erde, bombt sich einmal quer durch die Botanik und wird dann von einer Handvoll fuckin' cooler Americans wieder zurück zu Mama auf den Mars geschickt. Für mich persönlich einer der realistischsten Filme der letzten 200 Jahre. Stellen Sie sich mal vor, Sie wären ein Außerirdischer und würden von Riegel 7 aus unsere TV-Satelliten anzapfen. Ich schwöre es Ihnen - eine Woche mit Carolin Reiber, "Traumhochzeit" und öffentlichem Schwanzmessen bei Bärbel Schäfer, und Sie würden auch herkommen, um alles wegzusprengen. Das zeugt sogar von großer Intelligenz - und ist eigentlich reine Notwehr, so was hält doch kein Alien aus! Wobei mir langsam auch klar wird, warum die meisten Raumschiffe bisher um diese Welt einen so großen Bogen gemacht haben: aus nackter Angst, beim Kontakt mit uns Menschen vollständig zu verblöden! Andererseits - wer weiß, was uns die Regierung nicht alles verschweigt.
Wahrscheinlich hat man dort bereits eine X-Akte zur Kelly-Family angelegt:
Sind sie Nachfahren des ausgestorben geglaubten Homo syphilis oder außerirdischer
Herkunft (siehe auch UFO = Ungewaschenes Filziges Objekt)? Was ist mit
dem mutantisch grinsenden Max Schautzer - hat eigentlich irgend jemand
gesehen, wie er geboren wurde? Oder ist er vielleicht einem Alien-verseuchten
ARD-Redakteur beim Mittagessen aus dem geplatzten Blähbauch gesprungen?
Und wer kann schon bei den Darbietungen der "Lustigen Musikanten" sagen,
ob es sich dabei um die satirische Umsetzung urdeutscher Brauchtümer
handelt oder um ein klingonisches Fruchtbarkeitsritual? Vielleicht kommt
ja auch Ilona Christen in Wirklichkeit vom Planeten Ariel - und irgendwie
warte ich schon seit Jahren darauf, dass eines Tages Patrick Lindner
beim Lächeln die Fönfrisur verglüht und ihm auf offener
Bühne die Batterien aus dem Hintern rutschen. Und unser Kanzler...
mal ganz ehrlich: Ist der wirklich so dick oder brütet er? Vielleicht
bin ich auch der einzige noch existierende Mensch auf der Erde und werde
vom Weltall aus mit einer versteckten Kamera gefilmt für die Jupiter-Ausgabe
von "Bitte lächeln". Aber egal - eines Tages kommt "Independence Day
II - Der Tag, an dem die Zuschauer zurückschlagen!" Und bis dahin
kann ich jedem nur raten: Trauen Sie niemandem - denn der Wahnsinn ist
irgendwo dort draußen!
Reden wir heute mal über das Essen. Um den leeren Magen in den Zustand unangenehmer Völle zu verhelfen, plazierte die clevere Hausfrau früher noch die gemeine Salzkartoffel mit Petersilie-Schuppen neben die irre Rinderroulade. Oder Papa bröselte sich längs des Zigeunerschnitzels überlegen den nicht klumpenden Kunstreis aus Onkel Toms Tüte auf den weißen Teller. Heute jedoch bleibt die Küche kalt, da wird einfach die Sättigungsbeilage aus der Kiste angeknipst. Zu jeder Tageszeit gibt es das passende Fernsehgericht. Während sich bei Sonnenaufgang der noch dösende Darm zu vereinzelten müden Morgenmagazinen recht angeregt entleeren lässt, wird bei den meisten anderen Sendern entweder die passende Seifenoper zum Duschen gereicht oder noch mal schnell der kalte Kaffee vom Vorabend aufgebrüht. Durch den verschnarchten Restmorgen plaudert sich danach das sympatische Schwiegersohn-Model "Kerner" mit sanft einlaufenden Plaudereien, auf dass ja niemandem beim Frühstück die Eier zu hart werden - wobei zum Abschrecken selbiger anschließend die schrill durch das Studio keifende "Vera am Mittag" als Appetithemmer über den Bildschirm walzt. Wenn sich gegen eins die gebeutelte Bürokauffrau ihre Diätsuppe anrührt, läuft gewöhnlich irgendeine amerikanische Krimiserie, wo ein tölpeliger Killer versucht, in einer einsamen Tiefgarage eine kreischende Blondine im Regenmantel auf den Frauenparkplatz plattzufahren. Zum Käffchen dann ein bisschen "Bärbel" oder ein kleinen Fliegenschiss Betroffenheit, zum Kuchen aber auf jeden Fall eine Portion Ilona, denn die ist noch banaler als Schlagsahne und macht nicht mal dick, höchstens doof. Zwischen den Mahlzeiten gibt es nichts, höchstens als kleinen Snack etwas Gemümmel von Hans Meiser" oder ein bisschen bewegtes Brusthaar mit silikongefüllter Bikinibeilage in "Baywatch". Lecker wird es erst wieder zum Abendbrot. Da wirbeln im "Glücksrad" bunte Buchstaben durch leere Köpfe, da sagt uns Babara Eligmann, wie sie heißt, und in "Beschissene Zeiten - Schlechte Zeiten" stümpern sich hoffnungslose Schauspielschul-Abbrecher durch gequirlte Drehbuch-Kacke. Es ist eben nicht zu verhindern im Zeitalter der multimedialen Überfütterung:
Das Auge isst nun einmal mit - auch wenn das Gehirn meist hungrig
vom Tisch aufstehen muss. Und geguckt wird, sonst gibt es schlechtes
Wetter und Bildstörungen. Na dann Mahlzeit - aber für mich bitte
keinen Nachtisch!
Das Glüxrat nahch der Rechtschraibrevorm Zweimal täglich nach dem Essen frage ich mich selbst: Was bringt uns die Rechtschreibreform? - Bisher jedoch ohne befriedigende Antwort meinerseits. Okay, vielleicht darf man jetzt "furzender Fickfrosch" mit "V" schreiben, aber ehrlich gesagt sollte man das als anständiger Mensch ohnehin lieber gar nicht zu Papier bringen. "Die armen Schüler müssen nicht mehr soviel Rechtschreibung büffeln!" mag ein pelziger Pullunder-Pädagoge sich aus dem Marmelade-verklebten Vollbart nuscheln, aber weiterhin frage ich, wozu das gut sein soll! Damit die faulen Bratzen jeden Tag noch zwei Stunden mehr mit In-Line-Skatern in der Fußgängerzone Omas über den Haufen fahren können? Glauben Sie ja nicht, die kleinen Mitesserplantagen würden einem das alles danken! In Zukunft wird jeder Erwachsene, der "fotografieren" in alter Tradition des Absurden noch mit "ph" schreibt, von vorlauten Rotznasen öffentlich ausgelacht und als altmodisch-verkalkter Schnarchsack denunziert werden. Und das alles nur, weil wir einen Kanzler haben, der im Diktat immer eine fünf hatte, und in Bonn jeder zweite Abgeordnete ein abgeschlossenes Legasthenie-Studium vorzuweisen hat. Und weil es denen peinlich ist, ohne Sekretärin nicht einmal den Einkaufszettel für den Aldi fehlerfrei auf die Küchenrolle kritzeln zu können, spülen sie eben mal fix unsere seit Jahrzehnten mühsam verkorkste Rechtschreibung in das imaginäre große Klo. Aber hat sich schon mal jemand darüber Gedanken gemacht, was das
für Konsequenzen für das Fernsehen hat? Wie schreibt man beispielsweise
in Zukunft ZDF? Oder Illona Kristen? Und was wird überhaupt aus dem
"Glücksrad"? Ich sehe schon jetzt vor meinen geistigen Augen, wie
Maren Gilzer panisch zwischen Vokalen und Konsonanten umherzappelt, bis
ihr die Laufmaschen in die Strümpfe schießen und sie vor Angst
zu sprechen anfängt, wenn sie bemerkt, dass plötzlich die
Gesetze der Rechtschreibung außer Kraft getreten sind. Und schon
heute freue ich mich darauf, wie sich bei Meißner das Gehirn auf
"Bankrott" dreht und Peter Bond das versteinerte Grinsen in die Unterhose
poltert, wenn der erste Kandidat nach der Auflösung zu diskutieren
beginnt, ob man "Wer das liest ist doof" nicht hinten auch anders
schreiben kann. Mm... könnte zum ersten Mal spannend werden!
Ganz ganz früher, so gegen damals, war alles einfacher. Wenn der Mann eine Lebensabschnittsgefährtin suchte, die ihm die Fellunterhosen bügeln und die Höhle klinkern sollte, schlurfte er - sofern er das Aufrechtgehen bereits beherrschte - einfach zum Dinosaurier-Grillplatz, grunzte zweimal und donnerte dem nächstbesten Nichtschwänzler seinen Holzprügel auf die Omme. Ein paar Jahrhunderte später musste er sich schon etwas Mühe geben. Zusammengelogene Komplimente und geklaute Blumen, ein Kniefall und Geschmeide - der güldene Verlobungsring wurde zur Keule des modernen Mannes. Doch es sollte nur wenige Jahrzehnte dauern, da war es die Frau sogar selber, die - sofern auch sie schon aufrecht gehen konnte - am Samstagabend mit Mini-Pli und Mini-Rock loswackelte, um sich ihren Begattungshelfer höchstpersönlich zu erwählen. All diese hübschen Formen des spontanen Kennenlernens scheinen
heute jedoch ausgestorben zu sein. Wer dieser Tage was zum Anfassen sucht,
der geht ins Fernsehen. Denn töffelig herumgebaggert wird längst
nicht mehr nur in der verwarzten Vorstadt-Fummeldisco, sondern auch auf
dem Bildschirm. Wo einst nur die ARD ein hagerer Holländer gelangweilt
aufgebrezelte Bürokauffrauen fragte, welche der drei pomadebeschmierten
Arschgeigen denn nun ihr Herzblatt sein sollte, kamen schon bald die Quoten-Trüffelschweine
der übrigen Sender aus ihren modrigen Kreativ-Katakomben gekrochen
und jagten gleich dutzendweise fröhliche Geschlechtsverkehr-Vorbereitungs-Shows
durch den Äther. Von Verzeih mir bis Besorg's mir und Verpiss
Dir, von Sommer sucht Sprosse bis Fisch sucht Dose und Redakteur sucht
Gehirn - in jeden Topf passt ein Deckel, und Quote bringt es außerdem.
Wer zu dösig ist, eine "Frustrierter Erdkundelehrer mit Einbauküche
und eigener Cordhose sucht junge Thailänderin mit viel Toleranz" -
Anzeige aufzugeben, meldet sich halt bei Nur die Liebe zählt oder
Wen die Pflaume quält oder lässt sich gleich von Linda,
der sprechenden Scheiblette, zum zukünftigen Scheidungsopfer machen.
Kein Aspekt der gescheiterten Zwischenmenschlichkeit, der noch nicht im
Werberahmenprogramm zu sehen ist. Obwohl, - Mord oder Scheidung als Nachfolger
von Geld oder Liebe, Flitterfickeln oder Die Onan und Wixie-Show könnte
ich mir schon noch vorstellen.
Noch nie habe ich verstanden, warum es mich als präpubertären Pennäler interessieren sollte, mit wieviel Ärmchen das fummelfreudige Sauerstoffatom nach dem schüchternen Wasserstoff grabscht, damit sie zusammen ein Bächlein machen können. Auch wollte ich nie wissen, wieviel die dritte Wurzel aus 729 ist. Ich fand immer, das ging höchstens die dritte Wurzel von 729 was an, vielleicht noch ihre Familie, aber sicher nicht mich. Und welche Farbe der Bauch des Stichling-Männchens annimmt, wenn er scharf auf irgendeine vorbeischwimmende Makrele ist, war mir, mit Verlaub gesagt, extrem scheißegal. Wenn der böde Fisch unbedingt ficken will, dann soll er, aber möglichst leise - und wenn er sich dazu die Plauze anpinseln, die Schuppen fönen oder sich gegrillt auf ein Toastbrot legen muss, ist das seine Sache. Mich tangierte das nicht einmal peripher, ich wollte vielmehr wissen, was Hop-Sing denn den Cartwrights diese Woche wohl seltsames gekocht hatte und warum es auf Ponderosa keine Katzen gab. Oder wieso auf allen fremden Planeten, die das Raumschiff Enterprise ansteuerte, die Außerirdischen ihre Felsen von innen mit bunten Glühbirnen beleuchteten wie beim Laternenfest der Kreissparkasse. Aber das erklärte mir niemand. Wieso eigentlich nicht? Warum gab es "Fernsehen" nicht endlich als Schulfach? Die armen Kinder müssen lernen, wie man auf Lateinisch eine Vanillemilch bestellt oder hässliche Linoldrucke aus alten Küchenfliesen zusammenpanscht, aber keiner meiner knorrigen Lehrerinnen hat mir je erläutert, wie man einen Videorecorder programmiert oder was man tun soll, wenn zwei tolle Filme gleichzeitig laufen. Da versagt das deutsche Schulsystem. 82% der Kids heutzutage wissen noch nicht einmal, dass es auf ihrer Fernbedienung überhaupt einen Abschaltknopf gibt, irgendwo zwischen RTL und Lauterstellen. Warum gibt es kein Fach, in dem man den jungen Menschen erklärt, dass David Hasselhoff lediglich ein sprechendes Brusthaartoupet und "Baywatch" nur Fiktion ist, normalerweise an den Stränden nur dicke Frauen mit geröteter Speckschwarte liegen und dass die Titten von Pamela Anderson nur mit einer chirurgischen Fahrradpumpe aufgemopst wurden, allerdings explodieren können, wenn man zu stark rubbelt? Solange die Medienpädagogen nur mit dem erhobenen Zeigefinger in
der Nase bohren und über den schädlichen Einfluss der Glotze
jammern, wird bei ihrer Arbeit außer dicken Popeln jedenfalls nichts
herauskommen.
Hurra, Flipper ist wieder da. Und sogar im Kino. Na gut, nicht der ganz echte von damals, der ist schon längst zu dreimal Mittagstisch in der Pizzeria Pinocchio verarbeitet worden. Ist jetzt halt ein anderer Schauspieler, aber er riecht immer noch nach Fisch, ist glitschig und kann gerufen werden, indem man mit einer Blechtröte ins Wasser furzt. Nennen Sie mich von mir aus einen verschnarchten alten Zauselsack - aber irgendwie finde ich es schön, wenn man seine Fernsehhelden von damals heute im Kino wiedersehen kann. Der ewig läufige Richard Kimble, der dicke Captain Kirk, der fledermäusige Flatterheini Batman - sie alle kamen zurück. Sogar den ollen Zossen Black Beauty ließ man letztens noch einmal ein paar Pferdeäpfel auf die Leinwand abseilen, bevor er zu seiner letzten Autogrammstunde in die Freibank trabte. Aber warum klappt das TV-Recycling eigentlich nur im Ausland? "Mission: Impossible" wird ein Mega-Hit auf der ganzen Welt - aber wo bleibt zum Beispiel "MS-Franziska - Der Film"? Oder "Manni, der Libero, returns"? Haben wir Deutschen etwa keine weggeworfenen Serien, die es wert wären, wiederverwertet und nostalgisch gehuldigt zu werden? Okay, wir waren immer etwas betulicher als die anderen. Während in den USA "Starsky & Hutch" mit gespannter Knarre einen Flickflack über das Autodach machten, schnallte sich hier "Der Bastian" die Fahrradklammern um die Cordhose. Na und? Jedes Land bekommt das, was es verdient! Die Amis hatten "Bonanza", aber wir "Die Hesselbachs"! Und was ist schon "Der weiße Hai" gegen einen "Blauen Bock"? Ein paar lustige Homos ins Drehbuch und wir haben einen Nr.-1-Hit mit "Neues aus Schwulenbusch"! Und mit Till Schweiger und Katja Riemann als Ratz und Rübe könnte man sogar "Rappelkiste" zum Kinohit machen! Sollte das alles trotzdem nicht hinhauen, dann hilft nur noch eine Co-Produktion
aus Hollywood. Es muss ja nicht gleich "Speed 2 im Kli-Kla-Klawitterbus"
oder "Nightmare on Forellenhof" sein, aber die "Addams Family" hätte
man doch in Deutschland mit anderen Namen hervorragend als "Diese Drombuschs"
verkaufen können. Und warum verfilmt Quentin Tarantino nicht "Derrick"
mit Clint Eastwood und John Travolta als Harry? Ich jedenfalls plane schon
heute die Spielfilmversion von "Kalkofes Mattscheibe" mit Bruce Willis
als sympathisch-schüchternem Fernsehkritiker, der allein mit zwölf
GEZ-Fahndern im Fernsehturm eingeschlossen wird. Titel: "Kalk Hard - Ihr
mich auch"! Wir sehen uns im Kino!
Donald Duck übrigens auch nicht. Sonst könnte die alte Pottsau sicher auch nicht den ganzen Tag ohne Hose durch Entenhausen laufen. Minnie und Daisy scheint die Genitalarmut ihrer Partner seltsamerweise herzlich wenig zu stören. Früher dachte ich eine ganze Zeit lang, sie hätten ein Verhältnis und ließen sich heimlich von Kater Karlo nageln, aber das stimmt nicht. In ganz Eunuchenhausen läuft zwischentierlich absolut null! Okay, niemand weiß, was wirklich abgeht, wenn die Lichter ausgeknipst und die lustigen Taschenbücher zugeklappt sind. Vielleicht schwingt sich Donald dann mit erigiertem Bürzel in seinen Latex-Matrosenanzug und lässt sich von Tick, Trick und Track in Dagoberts Geldspeicher auspeitschen, vielleicht gehen die Panzerknacker auch gemeinsam duschen, aber das bleibt reine Spekulation. In der Disney-Welt ist eben alles anders. Da haben sich alle lieb, aber ohne anfassen, Schweine können sprechen und nicht nur faul auf dem Teller in der Soße liegen, und Pluto pinkelt nie auf den Teppich. Niemand muss jemals traurig sein, denn wenn man den Krebsbefund bekommt, tanzt dazu ein heiteres Mäuseballett. Das Leben kann so schön sein, wenn es gemalt ist! Und gegen ein bisschen käuflichen Optimismus ist ja auch wahrscheinlich nichts einzuwenden. Ich habe als Kind auch lieber "Das Dschungelbuch" gesehen als jede noch so gut gemachte "SPIEGEL TV-Reportage", und das geht mir heute eigentlich immer noch so. Inzwischen allerdings scheint den malenden Kommerzkaspern aus dem kulturellen
Disneyandertal ja wirklich absolut keine Peinlichkeit mehr plump genug
zu sein. Nach "Pocahontas", der pastellfarbenen Aufarbeitung der Indianervertreibung,
folgt nun - kein Scherz! - die Zeichentrickversion von "Der Glöckner
von Notre Dame"! Ein Sackgesicht zum Knutschen verknallt sich unglücklich
in die scharfe Wuchtbrumme Esmeralda, bimmelt sich den Buckel schief und
am Ende singt das lustige Depri-Monster mit ihr und dem sprechenden Mauervorsprung
"I'm Too Sexy". So kann man ein gotisches Drama natürlich auch interpretieren.
Auf Erden klingeln die Kassen, und im Himmel zertrümmert Victor Hugo
schreiend seine Harfe, während auf CD die Musical-Version von "Les
Miserables" läuft. Wie wär's denn vielleicht als nächstes
mit "Walt Disney's Holocausty" (Alternativtitel: "Goofys Liste") oder "Tschernobilly,
der auseinander fallende Elefant"? Es lebe die Trivialität des Tragischen!
Nachts, wenn die Sender schlafen... Was geschieht eigentlich im Fernsehen, wenn die kleinen Sender müde sind, sich ihre Äuglein reiben und die MAZ ausknipsen? Was gähnen ZDF und RTL in den Äther, wenn der Sandmann Stolte in sein Bettchen gebracht und Thoma den Nuckeldaumen in den Mund gestopft hat? SAT. 1 und RTL z.B. versuchen uns weiszumachen, dass echte Helden gar keinen Schlaf benötigen und sie deshalb rund um die Formatuhr für ihr hochgeschätztes Publikum auf den Beinen sind. Was natürlich Quatsch ist, denn aus den Gräbern der Geschmacksverwesung steigen nach Mitternacht lediglich ausgelutschte Laber-Zombies in erbarmungslos blutleeren Talk-Show-Wiederholungen, denen ob ihrer geistigen Totenstarre nicht einmal mehr ein Holzpflock durch die Fernbedienung etwas anhaben kann. Ganz anders das ZDF, wo stundenlang ein orientierungsloser Praktikant über öde Landschaften juckelt und einen Parkplatz sucht. Vergeblich wird man darauf warten, dass er mal lachend einen Blumenkübel ummöllert, hupend am Krankenhaus vorbeirast oder eine alte Oma in den Graben drängt, denn schließlich ist man beim ZDF (Züchtige Deutsche Fahrschule), da bremst man auch für Schwarzseher und hält nicht mal zum Pinkeln an. Da ist man bei VOX schon kreativer, lässt nach Sonnenuntergang selbige wieder aufgehen und zeigt die Urlaubsvideos des Kameramanns aus Miami Beach. Ab und zu kackt ein Hund in die Brandung oder es wird eine tote Robbe angeschwemmt. Aber sonst nichts als leere Strände und wohliger Wellengang - quasi "Baywatch" ohne Titten, aber zum Glück auch ohne Hasselhoff. Ähnlich entspannend ist es bei Super RTL - man lässt
einfach den Kamin brennen, grillt mal ein Würstchen oder wirft etwas
Geld in die Flammen, gibt sich aber sonst der knisternden Langeweile hin.
Nur unmerklich spannender als eine abgefilmte Zentralheizung, dafür
aber nicht so nervenaufreibend wie die Live-Übertragung aus dem Aquarium
im Offenen Kanal. Eine Handvoll Fischstäbchen im Rohzustand schwimmen
von links nach rechts, wenn sie ganz crazy drauf sind sogar mal von rechts
nach links. So realistisch, dass es bereits häufig zu Beschwerden
der Zuschauer wegen des strengen Fischgeruchs in ihrer Wohnung kam - was
allerdings nicht am Offenen Kanal, sondern meistens nur an der offenen
Hose lag. Na dann gute Nacht!
Wer ins Kino geht muss damit rechnen, sich aufzuregen. Egal, ob über den Zwei-Meter-Riesen mit Bischofsmütze, der sich auf den letzten freien Platz vor dich setzt, den Fußpilz-Züchter im Rücken, der seine schuhlosen Schweinemauken auf deiner Kopfstütze plaziert oder über die sprechende Amöbe im Stimmbruch, die in hirnlosem Eifer und megaphonischer Lautstärke absolut jede Szene kommentiert, unwissend, dass seine dämliche Drecksmeinung weniger interessiert als der Furz einer kretanischen Bergziege bei Sonnenaufgang. Okay, all diese Übel lassen sich mit einer vernünftigen Konversation oder einem gezielten Schlag aufs Maul notfalls noch beheben - aber einem Übel kann niemand entfliehen: der obligatorischen Langnese-Werbung! Selbst wenn man das Eis mag und vielleicht sogar kaufen wollte: Die Doofenfilme aus dem Haus der Hirnschmelze verderben einem auch den letzten Rest Appetit! Like Scheiß in the Sunshine - ulkige Klischee-Vollidioten am Strand fressen Eis und haben Spaß. Mann, haben wir gelacht - allerdings nur einmal. Beim zweitenmal noch geschmunzelt, beim dritten gegähnt und beim viermillionstenmal in Agonie geschrien! Eine Werbung, die mehr über ihr Publikum aussagte als über ihr Produkt, denn man wusste immer: Wer sich hierbei noch die Schenkel klopft, ist entweder rettungslos verblödet oder seit der Premiere von "Quax, der Bruchpilot" nicht mehr im Lichtspieltheater gewesen. Anyway, dachten sich die klugen Kreativ-Cornettos, wer sich hundertmal den gleichen Flutschi-Finger in den Hals steckt, kann auch tausendmal den gleichen Witz ertragen. Selbst den von dem ach so witzigen Fettwanst, der sich im Hawaii- Hemd durch die Programme zappt, bis ihn seine noch fettere Frau wieder zurückholt. Unlustig bis zur Schmerzgrenze - aber so schmeckt nun mal der Sommer: nach Schweiß, Sonnenöl und Mückensalbe. Lecker. Kurze Zeit vorher gab es auch mal putzige Buschmänner, die für Massa-Zuschauer schönes Langnese-Film auf Elefantenleinwand abspielten. Ja, weißer Eismann sein gut zu dummer Schwarzhaut! Wahrscheinlich auch gar nicht rassistisch gemeint, und irgend jemand hatte in Nogger nur den ersten Vokal verwechselt... Die Krönung aber der Nachfolger "Cool Kisses" - zwei quietschfidele Yuppies zum Knutschen mit der Großhirnmasse eines Eiskonfekts feiern Hochzeit und erleben dabei Ulkiges. Da lachte keiner mehr. Man wollte nur noch schießen. Ich und mein Magnum - für die einen ist es Gewalt, für die anderen die kürzeste Scheidung der Welt! In diesem Sinne: Leckt mich doch! Die Öffentlich-Rechtlichen haben es schon schwer. Während die bösen Privaten ihre Filme auch noch abends nach jedem dritten Satz für finanzträchtige Blasentee-Werbung unterbrechen dürfen, können sie lediglich die GEZ-Gebühren erhöhen und über den fortschreitenden Verfall der Medienkultur jammern. Aber ganz blöd sind die Abzocker aus der ersten Reihe ja auch nicht. Das Zauberwort für Kohle aus der Gesäßtasche der Werbewirtschaft heißt "Sponsoring". Das bedeutet einfach, man lässt die "Tagesschau" von "Salmonella", dem Vanille-Eis mit herzhafter Fischglasur, präsentieren oder "Aspekte" von "Drink & Go", dem ersten Kaffee, mit dem man sich auch die Haare waschen kann. Dazu kommt das überall beliebte "Merchandising". Zu jeder noch so stinklangweiligen Vorabendserie, sei es über triebgestörte BWL-Studenten auf dem Ponyhof oder debile Schweinehirten im Alten Land, gibt es das Buch zur Serie bzw. zum Wegwerfen. Dazu die Tasse und die Kappe und das Zäpfchen. Aber noch viel besser ist ja die sogenannte "CD zur Sendung" - und in dieser Marktnische scheint sich das ZDF neuerdings zu einer Art MTV der Frührentner zu mausern! In der Zeitung steht z.B.: "Das Beste von Judith und Mel"! Aha, welch lustiger Antagonismus, denkt man sich, etwa wie "Das Schönste aus offenen Geschwüren" - und man erwartet eine Stunde gewohnt gruseliger Gesangsattentate der Gandersheimer Gesichtsbarracken. Doch plötzlich merkt man, dass in Wirklichkeit nur ein Tonträger, der schon durch seine schiere Präsenz dem Kunden in der HiFi-Abteilung das Blut im Hirn gefrieren lässt, vom ZDF ein 60-Minuten-Promotion-Video geschenkt bekommen hat. Nette Geste. Oder noch besser: die Flippers! Zwei grinsende Schlagermumien im Glitzerfummel,
die für mich immer aussehen wie ein farbenblindes Friseurpärchen
aus Bottrop, die den Altkleidersack von Siegfried und Roy gemopst haben,
begleitet von Schweinchen Dick mit Dauerwelle an der Kindertrommel. Und
kaum haben die ihre CD "Liebe ist..." (...eine Flipperflosse auf der Pizza
Tonno) auf den Markt geschmissen, finanziert das ZDF dem Thunfisch-Trio
auch noch ihren Sommerurlaub und lässt die drei Kitsch-Kasper
Bella Italia volljohlen, bis den Einheimischen die Tomatensoße von
der Nudel rutscht. Und alle zwei Minuten hält einer die CD in die
Kamera und grinst wie ein zugekokster Gebrauchtwagenhändler. Für
die einen war es so eine Art Sendung, für die anderen der längste
Werbespot der Welt! Mir war einfach nur schlecht..
Das habe ich mir fest vorgenommen. Pop-Stars haben es gut, die haben ein tolles Leben. Sie sind reich, berühmt, verrückt und werden mit Teddybären beworfen (quasi die Visitenkarte der weiblichen Groupies unter 14). Manchmal benennt man sogar VWs nach ihnen - nach mir bisher noch nicht mal einen Fiat Panda oder eine Mofa. Das ist doch ungerecht! Was tun diese Typen schon dafür? Gar nichts! Dieser weiße Neger zum Beispiel - packt sich an die Klöten, fiepst wie ein Hamster, der sich den Schwanz im Laufrad eingeklemmt hat, und lässt sich jeden zweiten Montag liften. Na toll! Ab und zu flüstert er noch durch die Gasmaske, dass er alle liebt, aber wegen der Bakterien lieber nicht anfassen möchte, und dass er das ganze Elend auf der Erde irgendwie gar nicht so superklasse findet, was ihn und seinen Affen bisweilen sehr betroffen macht. Von Zeit zu Zeit unterhält er sich auch mit Staatsanwälten, wobei es sich thematisch meistens um seinen Schniedel dreht - entweder hat irgendein Kind zuviel oder seine Ex-Beinahe-Frau zuwenig davon gesehen. Mal ganz ehrlich - das kriege ich auch noch hin! Oder nehmen wir nur mal diese ganzen widerlichen Boy-Groups: jeweils vier bis sechs junge Ärsche, die geschult wurden, selbige immer gleichzeitig von links nach rechts zu schieben und sich nie das Hemd zuzuknöpfen. Einzige Bewerbungskritierien: Sie müssen blöd genug sein, absolut jeden Scheiß mit sich machen lassen und zusammen auf ein Bravo-Poster passen. Ob die sich dann "Leck That","Kack in the Eck" oder "Brains Apart" nennen, ist vollkommen egal. Hauptsache, sie fallen beim Tanzen nicht allzu oft hin. Vielleicht gehe ich aber doch lieber in die Techno-Szene. Da muss
ich nur laut eine Handvoll englischer Wörter aus dem Langenscheidt
auf ein Humpta-Humpta-Beat brüllen und fertig. Okay, für eventuelle
Interviews und Live-Auftritte müsste ich mir noch ein paar Teile
des Gehirns veröden und etwas Hoden- und Zungenpiercing machen lassen.
Dann hüpfe ich nur noch auf der Stelle und fuchtele mit den Armen,
während vollbusige Exotinnen in periphär angedachten Ideen von
Kleidung um mich herumtanzen und mich um etwas Hilfe bei ihrer sexuellen
Befriedigung anbetteln. Gut, man ist ja auch kein Unmensch... Danach muss
ich nur noch die Millionen kassieren und einmal im Monat ein Hotelzimmer
demolieren. Ach, wird das herrlich!
Das ist nichts Neues, das weiß jeder. Geisteskranke Frauen, die wirklich glauben, das mit ihrem Nachbarn würde nur wegen der speckigen Weingläser nicht klappen, kann ich nur auslachen. Und Männer, die sich früh am Morgen von ihrer bekloppten Freundin aus dem Schlaf jagen lassen, um sich anzuhören, dass die Lätta alle ist, kann ich nur bedauern. Soll die blöde Kuh doch neue kaufen und sich in die Haare schmieren, aber mich nicht wecken! Ich ruf ja auch nicht nachts beim Papst an und erzähl' ihm, dass ich kein Klopapier mehr habe! Als Kind ließ ich mich von den Produktionsinformationen allerdings noch ganz schön verscheißern, das muss ich zugeben. Ich glaubte wirklich, meine Zahnpasta würde von umgeschulten Bibern hergestellt. Was aber richtig gemein war: In der prä-nutelleralen Ära gab es kotfarbene Nuss-Kobalt-Cremes namens "XOX" und "Käpt´n Nuss", die behaupteten, der Verzehrer der braunen Zuckerschmiere würde durch sie schier unmenschliche Superkräfte erhalten. Ich fraß das Zeug kübelweise, wurde aber nur immer kleiner und fetter. Und der blöde Käpt'n Nuss konnte sich durch meine Kohle bald den Arsch vergolden lassen, der doofe Sack. Heute lasse ich mir so leicht nichts mehr erzählen. Ich weiß, dass man mit einer Dose Heringsfilet keine schöne Frau in die Wohnung lockt (ich habe alle Sorten durchprobiert!), und dass Götz George sich nie im Leben für eine billige Flasche Schaumwein vom Geländer schwingen würde. Gut, Werbung ist also unehrlich, akzeptiert. Das nehme ich ihr nicht
mehr übel. Aggressiv werden kann ich allerdings, wenn sie uns für
absolute Volltrottel hält. Wen ich z.B. richtig hasse, sind diese
neunmalklugen Arschgeigen, die andauernd Kaugummi fressen und dann "eine
pfiffige Idee haben". Zu blöd zum Geradeauspissen, aber kaum haben
sie einen Freshmaker im Hals, wird ihr IQ zweistellig. Ein pickeliger Furzknoten,
der eine Pocket-Kamera um seinen Hühnerhals hängt und sich so
auf eine Pressekonferenz schmuggelt, ein kleines Sackgesicht, das im Stau
einfach crazy durch ein Auto durchlatscht - mein Gott, warum haut denen
nicht endlich mal einer in ihre grinsende Fresse? Auf die Idee müsste
man doch eigentlich auch ohne Kaugummi kommen!
Jetzt schon an Weihnachten denken! Nennen Sie mich einen verstaubten Bürokraten, einen voreiligen Naseweis oder auch einfach einen drömeligen Furzknoten, aber ich habe meinen Weihnachtsbaum schon jetzt aufgestellt, geschmückt, umtanzt, zersägt und bereits wieder an den Straßenrand gestellt. Alles in nur zwei Tagen. Okay, Weihnachten, jetzt kannst du von mir aus ruhig vor der Tür stehen - ich hab's dir schon besorgt! Während sich im Dezember die anderen Herden-Hirnis in den Kaufhausschlangen die Arschbacken wundstehen, sitze ich gemütlich daheim, bemale schmunzelnd das ein ums andere Osterei und murmle bewundernd zu mir selbst: "Junge, was bist du doch verdammt crazy drauf!" Sie glauben, jetzt bin ich endgültig verrückt geworden? Okay,
Freund Neunmalklug, dann sprechen Sie doch mal mit der ARD: Dort arbeiten
- angeblich - kluge Leute, nach eigenen Angaben tun die sogar noch viel
klüger sein als die bei RTL und den doofen Privaten, und die haben
vor knapp einem Monat auch einfach schon mal die Weihnachtsfolge der finalen
Rettungswitz-Serie "Familie Heinz Becker" gesendet. Na also - was die schlauen
Schrumpfköpfe aus der ersten Reihe der Versagerkolonie können,
kann ich schon lange. Dabei ist das ja gar nicht mal so blöd von denen,
wie es auf die ersten Blicke aussieht. Jetzt gibt es Sendeplätze,
das Thema ist noch unverbraucht, und die ARD kann endlich mal wieder sagen,
sie hätten ein interessantes Sujet noch viel dolle früher als
alle anderen behandelt. Von wegen verschnarchter Beamtensender! Haha -
den Spöttern ins Gesicht gelacht und gleich hinterdrein noch im Juli
die Silvestergala ausgestrahlt. Und wenn die zweiten bis achtundzwanzigsten
Programme dann lahmarschig am 31.12. angekleckert kommen und die gammeligen
Hecks und Steiners für ihr Feuerwerk der Rohrkrepierer aus der Urne
kratzen, schlägt sich die Intendanz schelmisch auf die Schenkel, zündet
sich eine Zigarre an und lächelt überlegen: "Das Thema ist doch
durch, das hatten wir schon vor einem halben Jahr!" Sehen Sie selbst: Die
ARD ist ihrer Zeit halt immer etwas voraus... Jetzt hat sie sogar schon
den Verstand verloren, bevor andere ihn überhaupt gefunden haben!
Ja wirklich, ich habe das letzte Woche selbst gesehen! Sie ist ein Er, grinst immer etwas schwul, trägt bunte Jacken und heißt eigentlich Jörg Woronta oder Camorra oder so. Irgendwer sagte mir allerdings, ich würde mich irren. Auch wenn es einem nicht unbedingt gleich ins Auge fällt, Schreinemacke ist sehr wohl eine Frau: Sie hat zwar eine Stimme wie ein kaputter Kassettenrecorder, viel zu großes Zahnwerk und kurzes Stoppelhaar am Kopfende, aber dafür heult sie andauernd wie Oma Walton beim Zwiebelschneiden und ist immer ein paar Monate im Jahr ziemlich schwanger. Dieser andere Typ, Wumbumba oder wie der noch mal heißt, ist nur so eine Art Praktikant oder Urlaubsaushilfe der Sat.1-Jobvermittlung und hat sogar selbst eine Sendung, in der man flennen kann. "Bitte melde mich" soll die heißen oder "Bitte melde Dir" und handelt von Leuten, die eigentlich auch gar nicht mehr da sind. Ich verstehe das allerdings nicht so richtig - warum macht der Typ eine Show, die so heißt wie jemand ganz anderes? Ist das auch bei anderen Sendungen so? Ist Ilona Christen in Wirklichkeit Hans Meiser? Gottschalk seine eigene Friseuse? Fliege doch ein Mensch? Und wenn Wontorra doch er selbst ist und Schweinebackers nicht Barbara Eligmann, warum nennt er dann seine Sendung nach einer fremden schwangeren Frau? Ist er der Vater? Will er anonym bleiben und die ganze Schuld für die vergeigte Show auf eine andere abwälzen? Ich finde das ein bisschen feige und sehr verwirrend. Was kann man dem Fernsehen dann überhaupt noch glauben? Will es
gar nicht wirklich nur dem Zuschauer dienen, auf dass dieser aufs
Feinste unterhalten werde? Arbeiten bei den Öffentlich-Geizigen gar
nicht alle ehrenamtlich, trotz Finanzierung durch GEZ-Spenden? Fasst
Lippert doch nicht jedem gleich an die Hose? Und haben Vulkanier vielleicht
gar keine spitzen Ohren? Ach, das ist doch alles Blödsinn... demnächst
erzählt mir noch irgendwer, dass da gar kein Pferd auf dem Flur
steht, die Wildecker Herzbuben unter Magersucht leiden oder die Kelly Family
dieses Jahr schon duschen war. Nein, ganz ehrlich, liebe Medien - alles
lasse ich mir von Euch auch nicht erzählen!
Es ist doch erschütternd! Heute kann man nicht mal mehr in Ruhe ein gutes Stück Fernsehen genießen, ohne Angst haben zu müssen, sich mit irgend etwas zu infizieren. Seit vor allem die Privaten vor ein paar Jahren anfingen mit B.S.E. (Billigen Scheiß Einkaufen), besteht ja quasi überall Verblödungsgefahr. Und wie die ersten tragischen Fälle von klinischer Vokalarmut oder Menschen, die in der Fußgängerzone um Konsonanten und einen Extradreh betteln, deutlich beweisen, ist Senderwahn sehr wohl auf Zuschauer übertragbar. Dabei beschränkt sich die Gefahr ja schon längst nicht mehr nur auf einzelne Sender - keiner kann letztendlich mehr herausfinden, aus welcher Station welche Show in Wirklichkeit an den Rezipienten vor der Mattscheibe geliefert wurde. Nimmt man z.B. eine Serie wie "Klinik unter Palmen" oder "Durchfall unter Ulmen" oder wie dieser Murks noch mal hieß. Klaus-Bärbel Wussow als schwarzwaldgeschädigtes Halbhirn in Weiß, der doofen Eingeborenen zeigt, dass eine halbe Aspirin im Whisky immer noch besser wirkt als zwölf Voodoo-Nadeln im Hintern. Lief in der ARD, hatte gewissermaßen den kulturellen Unbedenklichkeitsstempel - aber wer sich diese verschnarchte Schmalz-Schmonzette wirklich bis zum Ende reinzog, merkte sehr bald, dass sich ihm das Denkorgan im Schädelinneren vor Schmerz zur Größe einer Trockenpflaume zusammenschrumpelte. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass es sich bei diesem bebilderten Sendeloch eigentlich um den Inhalt eines alten Groschenromans aus der Serie "Dr. Grabbel, Hodenarzt aus Hoyerswerda" handelt. Ein zugekokster RTL-Redakteur hatte es für teures Geld von seinem zurückgebliebenen Schwager gekauft und aus Frust gefressen, als sich herausstellte, dass dieser Palmenquark selbst für Wörthersee-infizierte RTL-Voyeure nicht zu ertragen wäre. Als der Flop aufflog, landete er in der Thomaschen Knochenmühle und später mit ein paar Sägespänen in einem lauwarmen Nowottny-Burger in der WDR-Kantine, wo er nun über die Nahrungskette in das öffentlich-rechtliche Verdauungssystem aufgenommen und auf dem Bildschirm ausgeschieden wurde. Und der unschuldige Zuschauer guckt es und wird blöd. So ungerecht kann die Natur sein! Palim-palim, ich hätte gerne eine Flasche Pommes Frites, höhö..." - wer erinnert sich nicht gern mit leichter Gänsehaut an den "gespielten Witz" mit Dieter Hallervorden, diesen Klassiker der Fernsehunterhaltung aus der präpubertären Holzhammer-Ära des 70er-Jahre-TVs. Eine Zeit, als man sich noch darüber kringelig lachte, wenn Ilja Richter schlecht gereimte Pointen-Killer in die Kamera näselte, oder wenn Ingrid Steeger bei Klimbim im Schnellvorlauf die Möpse aus der Bluse hüpften. Was für ein Spaß... nun, diese Zeit schien mir zurecht begraben und vergessen - doch plötzlich holt die ARD den Spaten aus dem Schuppen und buddelt den alten Didi wieder aus! Und als wäre er der Ötzi der Flimmerkiste, pfeffern sie den Urzeit-Witzbold ruckzuck in die Mikrowelle und servieren ihn lauwarm in einer bereits mehrfach zu Tode gekochten Fertig-Show. "The Return of Verstehen Sie Spaß?" oder auch "Jurassic Joke" - die ARD als "Heiße Hexe" des Humors. Da schläft man in der ersten Reihe (sowie in allen dahinter). Doch das Schlimmste: Wer überhaupt zehn Minuten mittelmäßiger Überraschungsfilmchen mit der verfickten Kamera sehen will, muss dafür zur Strafe mindestens anderthalb Stunden der schlechtesten Sketche des ausgehenden Jahrhunderts von und mit Dieter Halbverstorben ertragen. Nein danke, dann doch lieber wieder den grinsenden Kurt Felix mit der Hand am Hintern von Paola - die wussten wenigstens, dass sie langweilig waren. Also, liebe ARD: Was ist los mit Euch? Habt Ihr einfach keinen Bock
mehr? Ihr seid ja schon über 40, da beginnt die Midlife-crisis - wollt
Ihr die Brocken hinschmeißen und 'nen Ökosender im Kabelnetz
eröffnen? Seid doch endlich mal ehrlich und gebt zu, dass die
Rundfunkgebühren ohnehin nichts anderes sind als eine Art Zuschauer-Solidaritätszuschlag
zur Finanzierung der Therapiemaßnahmen für geisteskranke Fernsehredakteure.
Aber fragt uns nie wieder mit so einem Samstagabend-Sendeloch, ob wir Spaß
verstehen - das ist Volksverarschung. Kauft Euch von mir aus noch eine
Flasche Pommes Frites oder eine Dose Kleinhirn, aber vergesst niemals:
Lügen haben kurze Beine... und so wie Ihr das Publikum bescheißt,
müsste Euch schon der Sack am Boden scheuern.
Haben Sie schon mal "Hamster TV" gesehen? Ultraschweinelustiger Untertitel: "Die oberaffengeile Tiershow mit Thomas Koschwitz", der dabei ungefähr so verkrampft dasteht, wie Schweinchen Dick im Konfirmationsanzug und uns spielerisch demonstriert, wie grottenlangweilig die Tierwelt sein kann. Gut, spätestens seit dem "Börsenmagazin" und "Mona Lisa" wissen wir, dass heute wirklich jede noch so unbedeutende Randgruppe ein recht auf eine eigene Fernsehsendung hat. Aber mal ehrlich: "Hamster TV"? Ich glaube da bohnert mein selbiger! Warum nicht gleich "Toastbrot TV" oder "Die rattenscharfen Turbo-Show für linkshändige Sozialpädagogen mit heftiger Gesichtsakne"? Und zudem kommt außer Koschwitz gar kein Hamster darin vor! Ich war jedenfalls enttäuscht. Welch lustige Spiele hätte man sich für diese verkorkste Viecherparade ausdenken können - Mäuse melken, Schweine kastrieren, Dackel aussetzen... Doch was zeigt man uns? Knuffiges Schildkröten-Rennen, wo umgedrehte Aschenbecher mit Stummelbeinen ängstlich die Tischkante entlangrennen, damit sie keiner in die Suppe bröselt! Oder Terrier-Tennis mit doofen Kötern, die mit der Schnauze Bälle von Frauchen auffangen müssen. Klasse, so was Spannendes sieht man sonst nur bei Omas Geburtstag, wenn sie nach der zwölften Tasse Eierlikör Waldi den Katheterbeutel apportieren lässt! Da kann man gratulieren: Mit etwas Glück hat SAT.1 ("Volle Stunde - leere Köppe") es endlich geschafft, die wahrscheinlich überflüssigste Show dieser Erde zu fabrizieren. Wahrscheinlich ist irgendwem da einmal zu oft der Hüpfball an die Omme gedonnert... aber andererseits setzt ja RTL mit dem Hirn voll Chappi zur gleichen Zeit auch voll auf die quotenstarken Zeckenteppich-Inhaber mit "Rudis Hundeshow", von Horse-Face Carrell so gelangweilt moderiert, dass man ihn zur Strafe in Käse-Scheibletten auszahlen sollte. Und als Krönung danach auch noch "Natürlich", so eine Art "Explosiv" für Vierbeiner mit Désirée (who the fuck was Désirée?) Nosbusch als dröge Infotainment-Eule. Nein wirklich - bevor ich mir diese Grütze noch mal antue, filme
ich doch lieber meinen Nachbarn beim Fischeausnehmen oder seh' mir im Kinderprogramm
an, wie Lassie mit dem Schniedel in der Bärenfalle hängenbleibt.
Das ist wenigstens lustig.
Liebe Leser. Als ich heute morgen aufstand und in mein Badezimmer fuhr, da fragte ich mich: "Wo um alles in der Welt bin ich nur - und wer waren diese drei schlafenden Blondinen?" Da plötzlich sah ich vor mir ein kleines unschuldiges Häschen über die Straße hoppeln und musste lächeln, denn als ich es überfuhr, dachte ich mir: "Hasen sind irgendwie wie Menschen - wenn man über sie drüberfährt, gehen sie tot." Sie haben es natürlich erkannt: Dieses kleine Gleichnis war mein bescheidener Versuch einer Hommage an "Das Wort zum Sonntag"! Fernsehen, wie man es sich wünscht: Unterhaltung mit Verstand, Belehrung mit Esprit, Verstaubtheit mit Schmackes. Als Kind ließ ich mich noch ein wenig vom Titel in dir Irre führen und wartete jedesmal gespannt darauf, was denn wohl diesmal das Wort zum Wochenabschluss sein würde: Barmherzigkeit? Brustwarze? Religionsverdrossenheit? Oder gar Reiserücktrittsversicherung? Nein, schnell sah ich ein: "Das Wort zum Sonntag" ist mehr als nur ein Wort. Geschichten, die zwar kaum zum Zuhören, dafür aber zum Nachdenken anregen, vorgetragen von charismatischen Kirchen- Kleindarstellern, ästhetisch in die Filmsprache transportiert mit oftmals bis zu einer Kameraeinstellung, aber vor allem: kein Fernsehballett! Und seien wir mal ehrlich: Wie oft hätten wir uns wohl in den letzten 40 Jahren beim Spätfilm der ARD in die Hosen gemacht, hätte uns die klerikale Standup-Comedy nicht vorher die Gelegenheit zum entspannten Strullen oder gar zur schnellen Stuhlpflege gegeben? Doch frag ich mich: Wo bleibt die "Wort zum Sonntag"- Late-Night-Show?
Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennung - das zeigt, dass die
Kirche ja schon Ahnung hat vom Entertainment. Warum lässt sie
sich gerade im Fernsehen so einfach abspeisen ? Okay, sie haben uns Fliege
in den Nachmittag geschmuggelt, das war unfair und pfiffig, jedoch weit
unter ihren Möglichkeiten. Wenn es schon "Hamster TV" gibt, warum
nicht auch "Zölibat und Liebe?", die "Versteckte Kamera im Beichtstuhl",
"Ministranten-Stadl" oder auch "Abendmalissimo"? Denn eins sollte man bei
all der schönen Langeweile und behaglichen Betulichkeit nie vergessen:
Der liebe Gott sieht alles - wir aber können abschalten!
Ich bin ein erwachsener Mann - und vor meinen Augen sehe ich einen durchgeknallten Knetgummi-Wecker auf dem Tisch tanzen, der blöde lachend mit den Zeigern herumfuchtelt und seinen kleinen fetten Uhren-Arsch in die Kamera schaukelt, während mir ein auf Drogen gesetzter Gospelchor aus dem Sauerland mit bebender Stimme ins Ohr gröhlt: "Volle Stunde - volles Programm!" Jetzt sagt doch mal ehrlich, liebe Jungs von SAT.1: Für wie dämlich haltet Ihr uns denn? Schon früher, als Ihr uns fernsehglozenden Dummerles den Film-Film als wöchentlichen Leckerbissen in den televisionären Schweinetrog warft, stellte ich mir die Frage, was wohl so bei Euch im Kopf-Kopf rumgeht. Aber nachdem ich feststellen musste, dass ihr trotz Doppelnennung den besagten Film doch immer nur einmal ausstrahlt, fand ich es eigentlich nur sehr amüsant, eine komplette Trailer-Strategie auf dem offensichtlichen Sprachfehler des Images-Beraters aufzubauen. Inzwischen allerdings würde ich doch dringend dazu raten, Eure stotternden Kreativ-Granaten mit Vorliebe für tanzende Gebrauchsgegenstände ganz schnell noch mal mit einer frischen Packung Wachsmalstifte in einen Marketing-Kurs der Volkshochschule zu schicken. Okay, ich gebe zu, die Jingle-Pest grassiert nicht nur bei Euch. Auch RTL 2 wollte uns jahrelang mit einem einfach guten McDonald's-Gejaule vorsingen, dass ihr gesendetes Super-Spar-Menü "einfach Spaß macht". Ich dachte jedoch immer: Das klingt mir eher nach einem schwulen Eunuchen-Chor beim Flaschendrehen, wo sich alle Zuckerwatte in den Hintern schieben - das kann doch wirklich nicht so toll sein. Aber wenn man sich bei RTL 2 nun mal das unter Spaß vorstellt - okay. Wenn ich ehrlich bin, fällt mir eigentlich kein einziger all jener
Ihr-glaubt-ja-nicht-wie-geil-wir-sind-Jingles ein, der nicht erstunken
und erlogen ist. Selbst das öffentlich-rechtlich eingestaubte Schmankerl
"Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe" müsste ja eigentlich
heißen: Bei uns kriegen Sie einen steifen Hals und Nackenstarre.
Denn mal unter uns: Wer geht denn schon ins Kino in die erste Reihe? Höchstens
ein kurzsichtiger Maulwurf, dem irgendein Idiot auf die Kontaktlinsen getreten
ist. Aber wir sollen das toll finden. Ihr spinnt doch!
ZOTE, DIE: (siehe auch "Versauter Witz") schmieriger Scherz aus dem Uro-Genitalbereich, bevorzugt vorgetragen von besoffenen Messegästen oder verklemmten Spießbürgern, die sich nicht trauen, laut das Wort "ficken" auszusprechen und deshalb ihre Umwelt mit schlüpfriger Zweideutigkeit belästigen. TUSCH, DER: akustische Aufforderung zu künstlichem Gelächter und Zwangsapplaus. Markiert die Stelle im Text, wo eine Pointe hätte sein können. SCHUNKELN: Tätigkeit. Arhythmisches Hin- und Hergeruckel nebeneinandersitzender Gummizellenbewohner (siehe auch "Rinderwahnsinn"): Erinnert an ein Altenheim zur Mittagszeit, in dem 80% der Patienten der Katheter geplatzt ist. RIO DE JANEIRO: zauberhafter Ort aus der Sagenwelt, an dem nach der Vorstellung lüsterner Abteilungsleiter das ganze Jahr über nackte Exotinnen durch die Fußgängerzone tanzen, die vom Sex mit dicken Touristen träumen. KONFETTI, DAS: bunte Jeckengehirn-Nachbildung in Orginalgöße.(Querverweis "Gehirn: rudimentär entwickeltes Restorgan im Schädel, ungefähr 15 cm über der Bier-Einfüllöffnung. Funktion unbekannt.") GOTTLIB WENDEHALS, DAS: tragische Figur aus der griechischen Mythologie, in karrierter Jacke mit Bratenfett im Haar, der für die Erfindung der Polonäse Blankenese von den Göttern dazu verflucht wurde, bis ans Ende aller Tage auf dem Boden herumzurutschen und doofe Lieder zu johlen, die niemand hören möchte. Eng befreundet mit einem Gummihuhn. FUNKENMARIECHEN, DAS: als Tanzdarbietung getarnte Aufgeilmöglichkeit
für sabbernde Päderasten, Blutjunge Mädchen präsentieren
Bein und Schlüpfer zu flotter Marschmusik. In kinderarmen Regionen
häufig ersetzt durch überbreite Hausfrauen mit Plockwurststelzen
in Satin-Pelle.
"Die neue Gebührenordnung der Telekom ist gar nicht so schlecht wie Sie denken - sie ist noch schlechter!" Mit Sätzen wie diesem oder "Wir haben nicht die Gebühren erhöht, nur die Sprechzeiten pro Einheit verkürzt. Sie müssen nicht mehr bezahlen - reden Sie doch einfach weniger!" versuchen die gewitzten Marketing-Amöben der Kohlekom, uns dumme Verbraucher zu beruhigen, während sie kichernd im neuen Zwei-Sekundentakt die 30 Silberlinge pro Einheit in die prallen Taschen klackern ließen. Okay, zugegeben - Kunden bescheißen, die sich nicht wehren können, ist schon ulkig. Und einer simplen Tätigkeit wie dem Telefonieren durch ein paar irrwitzige Gebühren-Umstrukturierungen einen Hauch von Dekadenz und Luxus zu verleihen, ist auch eine schöne Idee. "Bist Du eigentlich auch im Golfclub, Sven-Heiner?" "Nein, ich telefoniere regelmäßig." "Oh, der Herr muss es aber dicke haben!" - ein Dialog, den man in Zukunft wahrscheinlich öfter hören wird. Frage ich mich nur: Warum hören die cleveren Einheiten-Einheimser
gerade da auf, wo der Größenwahn anfängt, Spaß zu
machen? Nur weil irgendein humorloser Richter mit Moralvergiftung ihnen
verboten hat, für geplantes Leuteverarschen auch noch Werbung zu machen?
Kein Grund, den Schwanz einzukneifen, egal wie klein! Jetzt erst recht!
Wenn man schon "Tele" im Namen hat, warum nicht gleich auch die unprofessionellen
Handtaschendiebe der GEZ entmachten und neue Fernsehgebühren erheben?
Ungefähr so: Für Filme, die in der näheren Umgebung des
eigenen Wohnortes spielen, gilt der City-Tarif von einer Einheit für
12,7 Sekunden, der aber schon alle 8,3 Sekunden abgebucht wird. Abschalten
kostet 50 Einheiten und amerikanische Spielfilem können nur noch über
Auslandsvermittlung angeschaut werden. Einmal alle zehn Jahre gibt es den
verbilligten "Privatzuschauer-Tag", an dem aber nur Werbung und Bildstörungen
gezeigt werden. Fernsehen nach Sendeschluss zum sogenannten "Mondkalb-Tarif"
wird günstiger, ebenso Zuschauen nur mit Ton ohne Bild ("Stevie-Wonder-Tarif").
Regelmäßig alle sechs Monate entschuldigt man sich für
den ganzen Murks mit ganzseitigen Anzeigen und Werbe-Zeppelinen mit "Oops
sorry"-Aufdruck. Das ist zwar schweineteuer, kann aber locker durch eine
Gebührenerhöhung finanziert werden.
Kleiner Traum vom großen Glück Jeder Mensch hat einen Wunschtraum. Egal, ob es das eigene Reihenhaus mit Reihenfamilie, der eigene Firmenscheißhausschlüssel oder das eigene Gehirn ist. Und ich habe auch so einen Traum. Ich mache mit als Kandidat beim "Glücksrad", löse den Satz "Peter Bond hat einen kleinen Pimmel" und gewinne dadurch den Sonderpreis von 500 Millionen D-Mark. Mit diesem Geld kaufe ich mir Maren Gilzer, die auf ewig in meiner Wohung stehen, schweigen und lächelnd auf meine Einrichtung zeigen muss. Mit der restlichen Kohle eröffne ich den ersten deutschen Volksmusiksender, der entweder HEIMAT-plus, TÜMEL-TV oder STADL-SAT heißen soll. Achim Mentzel wird Programmdirektor und Moderationstrainer, Peter Graf Geschäftsführer und Carolin Reiber Klofrau. Das komplette Programm wird ausschließlich von den Megagranaten
der Trachtenzunft bestritten. Immer zur vollen Stunde gibt es "Nachrichtenstadl"
mit Peter Steiner und ohne Zähne. Marianne und Michael präsentieren
"Rummserl-Bummserl!", ihre ganz persönliche "Explosiv" - Variante.
Ab 23 Uhr gibt es Late Night, um Harald Schmidt die Quoten zu mopsen: entweder
"Die-Karl-Moik-ja-kruzifix-ist-das-schon-spät-Show" oder "Die Wildecker
Herzstunde" (selbstverständlich in Breitwandformat). Samstagabends
läuft "Na leck'st mi!" mit dem Hias - so eine Art "Wetten dass...?"
für Heiminsassen mit lustigen Rekordversuchen (z.B.: Ich kann 2000mal
mit dem Kopf auf den Tisch hauen und ohne Hose im Stadtpark Polka tanzen),
und Heino moderiert ein Jugendmagazin. Für die restlichen Positionen
werden nur die allerschlimmsten Vollidioten eingesetzt, die in den einschlägigen
Dumpfnasen-Shows zu finden sind. Unfähigkeit ist die beste Garantie
für einen Job, Minipli und debiles Dauergrinsen für Männer
die Einstellungsvoraussetzungen. Wer aussieht, als könne er die Schuhe
selber zubinden oder bis 100 zählen, kann gleich zu Hause bleiben.
Talent oder Auftritte unter einem gewissen Peinlichkeitslevel führen
zur fristlosen Kündigung! Und was mache ich die ganze Zeit? Gute Frage!
Ich sitze in meinem riesigen, komfortablen Büro, trinke Grappa, zähle
Geld und Quotenrekorde und lache wie ein Wahnsinniger. Und liebe das Leben.
1995 geht zu Ende - und das ist auch gut so. Endlich vorbei das doofe Jahr! Was hat es denn schon Tolles gebracht? Okay, Cindy Crawford trennt sich endlich von ihrem Schmier-Gigolo Richard Gere - schön. Und hat sich bei mir gemeldet? Nein! Aber so sind die Frauen. Sieht man ja auch an Claudia Schiffer - fällt auf den erstbesten schleimigen Jahrmarkt-Gaukler rein, der ein paar Zaubertricks aus dem Yps-Heft kennt und ihr einen BigMac herzaubern kann. Und was gab's sonst? Grinskopp Michi Schumacher fährt Auto wie eine gesengte Sau, streicht Kohle ein für Geschwindigkeitsübertretungen und sorgt dafür, dass der aufgerichtete Daumen nicht mehr "Alles super!" bedeutet, sondern "Ich hab' mein Hirn im Kofferraum vergessen!". Fresse-Einhauer Heini Maske dreht komplett durch und fängt an, jedesmal wenn er in den Ring steigt oder aufs Scheißhaus geht, Vangelis zu spielen. Es bleibt zwar wie vorher der gleiche optische Eindruck eines Hämorrhoiden-geplagten Orang-Utans im Frotteebademantel aus dem Eduscho-Shop, aber der Welt ist ein an sich putziges Musikstück auf ewig versaut. Ach ja, und dann war da ja noch diese Kreativitätsschmiede namens Fernsehen! Die ARD lässt teure Sendezeit anbrennen und verfilmt Alf Bioleks langweiligsten Mikrowellengerichte in "Biolekkemio" - na super! Da kann ich ja gleich mit der Videokamera aufnehmen, wie mein Opa Ravioli kocht! Obwohl... immer noch spannender als das sogenannte "TV-Ereignis des Jahres": Michael Jackson, der weiße Neger mit den tausend Nasen, haut sich bei "Wetten, dass...?" die Klöten wund, hampelt sich die Betroffenheit aus der Hose und geht danach auf irgendeinen Kindergeburtstag. Dazu ein kritischer "Bitte macht die Erde nicht kaputt, wo soll ich mich sonst operieren lassen?" Song und ein gefiepstes "I love you all!" (auf deutsch: Kauft meine Platten, ihr Wichser!), und schon steigen die Umsätze wieder. So ist heute das Musikgeschäft. Nehmen wir nur zum Beispiel die Kelly Family, jene musizierende Milbenbatterie mit Klamotten, die sie aus dem Spendensack fürs Rote Kreuz geklaut haben - gehört eigentlich vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt, verdient aber Millionen. Sie sehen - die Welt ist nun mal ungerecht! und das wird sich auch 1996 nicht ändern. Prost Neujahr! |
Weitere Witze:
Gebührenordnung für Lehrkräfte Herr Der Ringe - anderer Regisseur Rotkäppchen (Sprachheilpädagoge) |
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