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Pötter:
Jetzt noch mal alle zusammen, Lektion 4, letzter Absatz, und:Alle: Guten Tag! Nehmen Sie bitte Platz! Darf ich Ihnen beim Ausfüllen helfen? Bitte! Danke! Auf Wiedersehen!Reporter: Wir befinden uns hier in der Jürgen-Kopellin-Bildungsstätte in Stenkelfeld, wo seit heute früh ein beachtliches Pilotprojekt unter Federführung des Deutschen Beamtenbundes stattfindet. Das Seminar "Der Kunde als Mensch - der Mensch als Kunde" wird geleitet von Betriebsinspektor a.D. Friedhelm Pötter, vielen noch im Gedächtnis als Beamter des Jahres 1954, als er einer 89jährigen im hiesigen Straßenverkehrsamt einen Stuhl anbot. Herr Pötter, soeben wurden wir Ohrenzeugen einer kleinen Sprechübung im Anfängerkurs. Wie setzt sich der Teilnehmerkreis zusammen?Pötter: Nun, äh, äh, wir betreuen hier eine Gruppe von verhaltensauffälligen Beamten mit dem Ziel, diese Kolleginnen und Kollegen nach Beendigung des Lehrgangs ohne Gefahr für den Bürger wieder in ihren Ämtern aussetzen zu können.Reporter: Die Teilnehmer habe soeben den ersten Seminartag hinter sich gebracht, können Sie schon etwas über die Erfolgsaussichten sagen?Pötter: Ja, es gibt erste ermutigende Anzeichen für einen grundlegenden Wandel der inneren Einstellung gegenüber dem Bürger, hier zum Beispiel der Kollege Hasso Oelkers vom Finanzamt Mitte, [Hundekläffen] ruhig, ruhig, Hasso, das ist nur der Mann vom Rundfunk. Also Herr Oelkers war heute zweimal kurz davor, die Eintragung eines Freibetrages auf einer Lohnsteuerkarte in Aussicht zu stellen, obwohl die Testperson ihre Steuernummer nicht auswendig kannte. Damit ist er seiner Gruppe natürlich weit voraus, nej, Herr Oelkers, darauf können wir aufbauen.Reporter: Ja, äh, sehr beeindruckend, Herr Pötter, aber doch wohl eher die erfreuliche Ausnahme als die Regel?Pötter: Das ist richtig, wir haben hier natürlich auch Problemfälle wie hier den Herrn Görtemöller vom Hauptpostamt 6. Wir versuchen ihn in kleinen Schritten daran zu gewöhnen, dass er am Paketannahmeschalter bei wenig Publikumsbetrieb auch schon mal Einzelbriefmarken verkaufen kann. Das will er nun nicht wahrhaben, wir konnten allerdings vorhin schon einmal beobachten, wie er ein Paket mir der Aufschrift "zerbrechlich" nicht ganz so doll geworfen hat. Wir hatten eben in der letzten Lektion eine DIN-A-4-Umshclag mit dem Vermerk "Wichtige Dokumente, nicht knicken!", den hat er dann aber doch wieder son bisschen stramm gefaltet, aber nun ist ja auch gerade mal der erste Tag, nich, Herr Görtemöller, da arbeiten wir noch dran.Reporter: Herr Pötter, gibt es den auch hoffnungslose Fälle, von denen sie sagen würden, ihn oder sie können wir also auf gar keinen Fall wieder ins Amt freilassen?Pötter: Mit dem Begriff "hoffnungslos" sind wir hier sehr vorsichtig. Natürlich gibt es im Einzelfall auch mal größere Probleme, zum Beispiel da hinten Frau Boelter vom Einwohnermeldeamt Bracksieb. [Schlangenzischen] Vorsicht! Vorsicht! Nicht direkt angucken, so weit ist sie noch nicht. Frau Boelter lehnt nun jeden Publikumsbetrieb in ihrer Dienststelle ab, nich, sie meint nun, da könnte ja jeder kommen, aber selbst in diesem Fall haben wir Anfangserfolge; wir konnten heute früh eine Testperson mit einem abgelaufenen Reisepass bis auf 6 Meter 80 an Frau Boelter heranführen, ohne dass eine direkte Gefahr bestanden hätte.Reporter: Da ist schön, Herr Pötter. Hoffnungsvolle Ansätze hier in der Jürgen-Kopellin-Bildungsstätte zu Stenkelfeld und damit zurück ins Funkhaus.Mit freundlicher Genehmigung von H. Wehmeier kopiert von der CD "Stenkelfeld". |
Stenkelfeld:
Die Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle Die letzten Rätsel der Menschheit |
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