Stenkelfeld - Beim Seewetteramt

Stenkelfeld Beim Seewetteramt

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Äh, ja wo sitzen die Gelenkschmerzen denn nun genau, Herr Röhrmöller?

Röhrmöller:

Ja, so mehr in der echten Hüfte diesmal.

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Ja, äh, denn kriegen wir in Böen wohl doch Stärke 8.

Reporter:

Die Wettervorhersage vom Seewetteramt Stenkelfeld gilt als die wohl zuverlässigste in Deutschland. Kein Wunder, dass seitdem Hunderte von Zeitungen, Fernsehsendern und Radiostationen hier täglich das zu erwartende Wettergeschehen erfragen. Bei mir steht Diplom-Meteorologe Gangolf von Öhmsen-Lichtfeld. Was unterscheidet Ihre Vorhersagemethoden denn von denen andere Wetterämter?

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Öh, nun, äh, das übliche Verfahren zur Wettervorhersage ist ja die Telefonumfrage in 100 repräsentativ ausgewählten Haushalten, äh, also das ist gewissermaßen das Grundhandwerkszeug der Meteorologie, nej.

Reporter:

Aber das kann es ja wohl nicht sein, schließlich ist ja heutzutage...

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Ja, ich ahne Ihren Einwand, äh, bei dieser Methode bleibt natürlich trotz aller Sorgfalt eine gewisse Restunsicherheit, und um die zu eliminieren hat jedes Wetteramt seine speziellen Verfeinerungen im Prognoseverfahren, nicht wahr. Die Kollegen in Hamburg setzen hier noch auf die altbewährten Tarotkarten.

Reporter:

Äh, entschuldigen Sie, ich verstand eben Tarotkarten?

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Ja, also nicht nur. Da wird natürlich auch noch zur Sicherheit im Kaffeesatz gelesen oder halt mitm Thermometer über der Schwanzfeder eines Kolkraben ausgependelt, aber letztlich nimmt sich das alles nichts.

Reporter:

Sicher nicht, nein. Nun klingen diese Dinge doch etwas merkwürdig im Zeitalter moderner Techniken, Stichwort Strömungsmathematik, Satellitenbilder aus dem Weltraum...

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Äh, ja, da gebe ich Ihnen recht, also diese Darstellungen sind in der Tat sehr gelungen. Öh, für den ZDF-Vorhersagefilm arbeitet ja der Heimatmaler Norbert Piepmeyer der jüngere, nich, wunderbar diese tiefhängenden Wolkendecken im Kontrast zu sonnigen Abschnitten, nich wahr, also dieses Spiel mit dem Licht in der Tradition von Emil Nolde ist ja nach Weissagungen des Orakels von Ochsenzoll.

Reporter:

Ja, das vielen Hörern noch unbekannt sein dürfte.

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Ja nun, es handelt sich hierbei um einen langjährigen Patienten aus der geschlossenen Abteilung, nich, der sich für Petrus hält, der aber unter uns Meteorologen auch zahlreiche Kritiker hat.

Reporter:

Herr von Öhmsen-Lichtfeld, nun wissen wir, wie es die anderen machen, wodurch zeichnet sich nun Ihre Wetterprognose aus?

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Also wir stellen die voll auf unseren Opa Röhrmöller ab, nich, der Mann ist 97, war früher als Kfz-Meister tätig und reagiert mit einer Schussnarbe aus dem 1. Weltkrieg, Rheuma, Ischias sowie einer breiten Palette von Altersbeschwerden sehr präzise auf kurzfristige Klimaschwankungen, nich, für die 3-Tage-Vorhersage wirft er jedoch sicherheitshalber noch den Werkzeugkasten und liest aus der Lage von Schraubenziehern, Maulschlüsseln und Radmuttern das Wochenendwetter ab.

Reporter:

Und das soll funktionieren?

Von Öhmsen-Lichtfeld:

Ja, mit dieser Methode hat er früher sehr genau die Todesstunden eines Simka-Motors vorhergesagt, ne, er hat sich überhaupt erst einmal vertan, das war bei einem fabrikneuen Fiat, dem gab er eine Woche, und denn war aber doch schon nach drei Tagen Sense, nej.

Reporter: